IBM 6787

Reparaturbericht

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir reden nicht von einem prähistorischen Computermodell, sondern von einem Schlachtschiff von Schreibmaschine!

Die Geschichte begann im Fahrradkeller meiner Schule, in dem sich bis zur Abholung immer die zu entsorgenden Geräte stapeln. Neben der ein oder anderen Projektionslampe oder ähnlichem ließ ich von diesem Haufen auch schon ein paar komplette Geräte verschwinden... besser als wenn sie im Müll landen. Mein Dank gilt an dieser Stelle auch Hr. Kaut, der sich in dieser Hinsicht immer sehr kooperativ verhält.

 

Aber zurück zum Thema: Am 25.04.16 fand ich also dieses Monster von Schreibmaschine und buddelte es erstmal aus einem Haufen Schutt alter Schränke und Gipsresten aus. In der großen Pause wanderte Sie in den Klassenraum (unter dem Gelächter meiner Mitschüler) und wurde dort bis zum 27.04.16 erstmal zwischengelagert.

An diesem Mittwoch verschnürte ich in einer Deutschstunde -hüstel- das Gerät und nahm sie am Nachmittag mit nach Hause. Man glaubt ja nicht, wessen Aufmerksamkeit man alles erregt, wenn man mit einer 20kg schweren Schreibmaschine durch die Stadt zum Bus läuft.

 

Zu Hause angekommen, mit Schulterschmerzen und etwas verdreckt von dem Staub an der Maschine, suchte ich ein Kabel und machte einen ersten Versuch - nichts!

Nach dreimaligem Aus- und Einschalten tat sich etwas (der Schalter war vermutl. oxidiert).

Es ertönte das von der Gabriele 110 gewohnte Rattern und Schnurren. Auch die LCD-Anzeige gab Lebenszeichen von sich. Für ein Modell von 1991 war die Maschine doch schon arg heruntergekommen, was ich der "Lagerung" im Fahrradkeller zuschreibe. Allerdings täuschte der erste Eindruck, es handelte sich fast nur um Dreck.

 

Ich betätigte also den Blatteinzug und war ganz hingerissen, als ich feststellte, daß die Maschine beim Wegschwenken der Andruckmechanik das Blatt automatisch auf die erste Zeile einzieht.

 

Es folgte beinahe eine ganze Stunde Spielerei mit dem herrlichen Gerät, das beinahe die Möglichkeiten eines Computers bietet! Vom Zentrieren über das Fettschreiben bis hin zu ganzen Tabellenkalkulationen ist alles machbar!

 

Sehr angenehm ist auch, daß der Text, bevor er auf´ s Papier gebracht wird, erst auf dem Bildschirm angezeigt wird - das Korrekturband entfällt, man kann Fehler vorher korrigieren!

 

Besonders spannend war das Auslesen der alten Speicherplätze, derer die Maschine gleich 99 Stück bietet!

Ich fand nur auf dreien etwas, wobei der eine seine Formatierung verloren hatte und nur Kauderwelsch ausspuckte.

Auf den anderen beiden befand sich einerseits der Vordruck für Abiturzeugnisse und eine alte Abrechnung der Schule. Solche kleinen Entdeckungen erfreuen doch das Bastlerherz!

 

Nachdem ich genug gespielt hatte, machte ich mich an die Reinigung der Tasten, was eine Aufgabe für Leute, die Vater und Mutter erschlagen haben, darstellte. Glücklicherweise ging der Gipsstaub mit Wasser gut ab und somit war ich nach gut zwei Stunden fertig und stand vor einer voll funktionsfähigen Schreibmaschine der Superlative!

Ich hoffe, noch eine lange Zeit Spaß an ihr zu haben.

Bilder

Hier einmal der ganze Apparat nach der Reinigung. Die Maschine erinnert dezent an einen der ersten Computer...
Hier einmal der ganze Apparat nach der Reinigung. Die Maschine erinnert dezent an einen der ersten Computer...
Hier sieht man das Innenleben mit dem Wagen und der Farbkassette. Unten erkennt man die gelochte Abdeckung der Hauptplatine, die hier noch verstaubt ist.
Hier sieht man das Innenleben mit dem Wagen und der Farbkassette. Unten erkennt man die gelochte Abdeckung der Hauptplatine, die hier noch verstaubt ist.
Die Anschlagsmechanik unter der Farbkassette
Die Anschlagsmechanik unter der Farbkassette
Die Lebensspender des Gedächtnisses: Die Batterien verhindern das Löschen des Speichers bei abgeschaltetem Gerät.
Die Lebensspender des Gedächtnisses: Die Batterien verhindern das Löschen des Speichers bei abgeschaltetem Gerät.
Der Wagen hinter der Plexiglasabdeckung. Gut zu sehen ist das Typenrad.
Der Wagen hinter der Plexiglasabdeckung. Gut zu sehen ist das Typenrad.
Das Auslesen eines Speichers.
Das Auslesen eines Speichers.
Die Tastatur vor der Reinigung. Der Dreck kommt auf dem Bild nicht gut rüber.
Die Tastatur vor der Reinigung. Der Dreck kommt auf dem Bild nicht gut rüber.
Da kommt Freude auf!
Da kommt Freude auf!