Wega 210

Steckbrief

Modell: 210

Baujahr: 1958/59

Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EZ80

Kreise: 6 AM, 10 FM

Kaufpreis: 25,- €

Anschaffung: 25.05.17

Fertigstellung: 06.06.17

Bänder: LW, MW, UW, (TA)

Gehäuse: Bakelit

Antennen: Gehäusedipol

Abstimmung: AM: kapazitiv

                           FM: induktiv

Klangregister: Tonblende

Damal. Preis: 199,- DM

Link zu rm.org: Wega 210

Reparaturbericht

Dieses kleine Radio sah ich auf dem Flohmarkt in Mörz 2017, ging etwas zögernd vorbei und redete mir ein, daß ich genug Radios hätte, das Gerät gar nicht so gut aussähe und man sich nicht alles ins Haus stellen könne.

Allein die Existenz dieses Artikels lässt den Ausgang der Geschichte erahnen...

 

Nachdem ich ein paar andere Teile zum Wagen geschafft hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen, noch einmal zurückzugehen in der Hoffnung, daß der Verkäufer mich beim ersten Mal nicht gesehen hatte, was mich jeglicher Verhandlungsgrundlage beraubt hätte.

Es stand in der Mitte in einem Stapel unter einem winzigen Grundig und auf einem etwas größerem Nordmende, die mich aber beide aufgrund ihres Plastikgehäuses nicht ansprachen.

 

Nachdem ich den Inhaber des Standes aufgetrieben hatte, holte ich mir die Erlaubnis zur genaueren Begutachtung ein und grub das Radio aus dem Stapel aus, wobei ich feststellte, daß es äußerlich noch sehr frisch und sogar geputzt aussah, und schraubte es auf, um einen Blick ins Innere zu werfen.

Neben der üblichen Staubschicht erkannte ich, daß noch nichts an dem Radio gemacht worden war, was sich später als Trugschluss herausstellte.

Laut Verkäufer, der, wie sich im Gesprächsverlauf ergab, der Neffe unseres Nachbars war, hatte er das Gerät bis vor wenigen Wochen noch in der Küche benutzt, was aber wenig Einfluss auf meine Kaufentscheidung hatte.

Für 25 heruntergehandelte Euronen, die eigentlich immer noch zu viel waren, nahm ich es schließlich mit.

Zu Hause folgte zunächt eine photographische Bestandsaufnahme, um nachher bei eventuellen Verdrahtungsfehlern eine Referenz zu haben und um einen Vorher-Nachher-Effekt demonstrieren zu können.

Die Äußerlichkeiten sind auf diesen Bildern ganz gut zu erkennen. Ich betone, daß es sich hierbei um den Fundzustand handelt!

Die Überholung nahm noch keine zwei Stunden in Anspruch, da alle Arbeiten bei geöffneter Bodenklappe durchgeführt werden konnten.

In erster Linie tauschte ich die roten Wickel-C´  s, die mir nicht gerade vertrauenserweckend aussahen und kappte den Netzkoppel-C.

Natürlich gab´  s auch standartmäßig eine Grundreinigung und neue Sicherungen.

Beim Löten fiel mir dann auch auf, daß mal jemand den Elko ziemlich stümperhaft getauscht hatte, so lötete ich die Kontakte nach, die eher geklebt waren.

Auch eine DIN-Buchse hatte jemand in die rückwärtige Pertinaxplatte gefriemelt und ein Loch in die Rückwand gebohrt. Da ich kein Loch in der Platte haben wollte, ließ ich die Buchse drin, legte sie aber still.

Die besagte Buchse.
Die besagte Buchse.

Nun lief das Radio schon wieder ziemlich gut, doch im Dauertest zeigte sich ein sehr interessanter Fehler, der sich auch nicht provozieren ließ: Etwa zwei Minuten nach dem Anheizen verschwand der Ton langsam, um dann nach ein paar Sekunden aus unerfindlichen Gründen wiederzukehren. Nach ein paar Minuten trat das Problem jedoch nicht mehr auf. Das stank nach thermischen Problemen in der Heizung... Da das dezente Brummen aus dem LS jedoch erhalten blieb, konnte der Fehler nicht in der Endstufe liegen.

 

Nachtrag 2021:

 

Da ich zu jener Zeit keinen Raum für eine eingehendere Fehlersuche hatte, nahm das Gerät noch einmal dreieinhalb Jahre im Lager Platz, bis es mich doch zu sehr wurmte, ein Radio wegen einer solchen Kleinigkeit im Keller stehen zu lassen.

Also nahm ich es mir erneut vor und ließ es ohne Rückwand ein wenig probelaufen. Mal trat der Fehler auf, mal nicht, er kam und ging, wie er gerade lustig war und ohne jegliches erkennbares System. Solche Fehler liebt man...

Als es wieder einmal so weit war und der Ton mich verließ, sah ich mir die Röhren mal genauer an. Alle glühten sie, doch waren die ECC85 und ECH81 für meinen Geschmack etwas dürftig in der Leuchtkraft. Ich behielt die Sache im Auge, bis nach einigen Sekunden erwartungsgemäß der Ton wiederkehrte und die verdächtigen Röhren wieder mit der gewohnten Helligkeit zu leuchten begannen. Aha - überführt!

Mit dem Nachlöten der Heizanschlüsse an der EF89, von woaus die HF-Röhren versorgt wurden, war das Problem aus der Welt. Dort hatte sich doch tatsächlich eine für das Auge völlig unsichtbare Kaltlötstelle eingeschlichen.

Ich muß an dieser Stelle dazusagen, daß an diesen Anschlüssen noch niemand herumgelötet hatte. Offenbar hatte man im Werk eine schlechte Charge Lötzinn erwischt oder irgendetwas lief im Lötprozess schief, denn solche Sachen findet man normalerweise im thermisch stark belasteten Bereich der Endstufenröhren und nicht im ZF-Verstärker. Hoffen wir, daß sich in nächster Zeit nicht noch weitere solcher Fehler zeigen.

 

Damit konnte das Gerät auch endlich wieder in den Alltagsbetrieb gehen. An sich ein sehr nettes kleines Radio, das für seine Größe mit einem erstaunlich voluminösen Klang aufwartet, wobei ich gelegentlich ein magisches Auge vermisse. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, man kann schließlich nicht alles haben. Bei dem Preis wäre das wohl auch schwer zu realisieren gewesen.