AEG WU/K

Steckbrief

Modell: AEG Wechselstromsuper 42 WU/K

Baujahr: 1952

Röhren: ECH81, EF85, EF41, EABC80, EL41, EM11

Kreise: 6 AM

Preis: 10,-€

Anschaffung: 21.03.15

Fertigstellung: 05.05.15

Bänder: UKW, MW, KW, (TA)

Gehäuse: Holz

Antennen: UKW-Gehäusedipol

Abstimmung: AM: Drehko

                           FM: Variometer

Klangrgister: keine

Reparaturbericht

Auch wenn dies damals erst meine zweite Reparatur war, muß ich sagen, daß es eine meiner einfachsten und besten war.

Ich bekam das Gerät per Post und und hatte keine großen Erwartungen - es war eines der allerersten UKW-Geräte und somit eher wenig alltagstauglich. Bei den ersten FM-Empfängern wurde der Schwingkreis nicht durch einen Drehkondensator verstellt, sondern durch ein sog. Variometer, eine Spule, durch die bei der Drehung am Senderrad ein Kern gezogen wird. Dieses Verfahren funktioniert auch für AM und wurde früher in einfachen Geräten auch dafür verwendet, aber für UKW taugt es nicht viel.

Weiterhin erkennt man bei einem Blick auf den Steckbrief, daß die typische ECC für den Tuner fehlt. Dies hat folgenden, sehr einfachen Grund: es gibt keinen Tuner. Das ankommende FM-Signal wird einfach über die AM-Kreise mit demoduliert. Daher findet sich auch kein einziger FM-Kreis in der Auflistung.

Im Nachhinein kann ich sagen: Es ist zwar nicht gut, aber immer noch besser als erwartet.

Mit einer guten Wurfantenne bekommt man drei Sender stark und klar rein und andere etwas verrauscht; aber mehr als den Ortssender braucht man ja eh kaum...

Aber zurück zum Thema: die Reparatur.

 

Zu allererst schraubte ich mal die Rückwand ab und schaute mir das Innenleben an.

Es sah eigentlich recht manierlich aus: Wenig Staub und kaum Rost. Von oben sah man aber auch nicht viel mehr, als die Röhren, den AÜ, den Becherelko, den Gleich-riecht-er und das Variometer. Einen Tastensatz besaß das gute Stück ja nicht.

Ein kurzer Blick unter das Chassis zeigte mir die Servicefreundlichkeit von AEG - viel Platz und gut zu erreichende Lötpunkte - und einige Teerbomben. Allerdings auch viele Folienkondensatoren, was mich bei dem Baujahr des Gerätes etwas wunderte, aber durchaus glücklich stimmte, sowie einen bereits getauschten 10nF Kondensator. Also hatte schonmal jemand Hand angelegt... oft kein gutes Zeichen. Außerdem  fehlte der Gehäuse-Dipol und das ehemals naturbelassene, holzfarbene Gehäuse war komplett schwarz.

Unter Einhaltung sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen fuhr ich das Radio mit einer Testantenne am Stelltrafo hoch. Die Sicherung hielt und bald schon erglühten die Röhren.

Und siehe da: Es funktionierte sogar noch! Zwar etwas verrauscht, und mit der Zeit lief der Sender weg, aber es empfing und nichts begann zu qualmen. Das ließ sich doch schonmal als Erfolg verbuchen.

 

Binnen einer Woche waren alle Arbeiten abgeschlossen. Natürlich hatte ich alle entsprechenden Kondensatoren getauscht, die gesamte Kiste gereinigt und div. Zierleisten und Goldstreifen aufpoliert.

Dem schwarzen Lack auf dem Gehäuse rückte ich mit Abbeizer zu Leibe, da ich es für sehr riskant hielt, das ohnehin schon sehr dünne Furnier noch zu schleifen. Leider war ich damit nicht sehr erfolgreich - der Lack saß in jeder noch so kleinen Pore des Furniers und  da ich in Gehäuseaufarbeitung nicht sehr gut bin und erst recht nicht neu furnieren wollte, lackierte ich mit einem vernünftigen schwarzen Lack über.

Für meinen Geschmack passt nämlich auch das schwarz ganz gut zu dem Gerät.

Am Bakelitrahmen, der die gesamte Front umspannt, war schon bei der Anschaffung ein Teil an der linken Seite abgebrochen. Dieses klebte ich mit 2K-Kleber wieder an, leider fehlte die Ecke.

Auf dem Schallwandstoff waren weiße Farbklekse, was darauf hindeutete, daß der Apparat einmal einer Renovierung beiwohnen durfte. Diese wusch ich mit einem halben Liter Aceton aus.

 

Von einem netten Sammlerkollegen bekam ich noch das AEG-Emblem für die frontale Zierleiste. Damit war das Gerät schonmal komplett.

 

Weiterhin hatte mein "Vorgänger", was das Restaurieren betrifft, rohe Gewalt am Spannungswähler walten lassen. Dieser rastete nicht mehr auf einer Postition ein, da eine entsprechende Plastiknase abgebrochen war. Da ich keine andere Lösung sah, lötete ich die Scheibe kurzerhand auf der 220V-Position fest.

 

Dann folgte noch der obligatorische Austausch der fast immer defekten Skalenlämpchen.

 

Blieb noch ein kosmetisches Problem: Die völlig tote EM11.

Nicht einmal, wenn man den Raum komplett abdunkelte, konnte man ein mattes Leuchten erkennen. Jetzt stand ich vor der Wahl: Entweder tauschte ich die Röhre aus, was aber bei den heutigen Preisen nicht in Frage kam, oder ich reanimierte sie.

Da ich ich es für etwas zu viel des Guten hielt, die Anode über eine Greinacher Kaskade (s. Artikel) mit etwa 600V zu befeuern, legte ich sie über eine kleine Schaltungsmodifizierung an den Siebelko, wo sie immernoch knapp 350V bekam. So leuchtete sie erstmal wieder zufriedenstellend. Mehr wollte ich in diesem Augenblick nicht, da man sie ja nicht unnötig verheizen muss. Wenn das Auge wieder zu dunkel werden sollte, kann man immer noch über eine Kaskade nachdenken.

Fertiges Gerät im Probelauf
Fertiges Gerät im Probelauf

 

 

Im ausgeschalteten Zustand
Im ausgeschalteten Zustand
Hier gut zu sehen: der Wellenbereichsschalter an der Seite des Geräts.
Hier gut zu sehen: der Wellenbereichsschalter an der Seite des Geräts.