Tonperle 58

Steckbrief

Modell: Tonfunk Tonperle 58 W287 (ein recht seltenes Modell. Häufiger ist das baugleiche W4197)

Baujahr: 1958

Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EM80

Kreise: 9FM/6AM

Preis: 10,-€

Anschaffung: 14.05.15

Fertigstellung: 13.02.16

Bänder: UKW, MW, LW, KW, (TA)

Gehäuse: Holz

Antennen: UKW-Gehäusdipol, drehbare und zuschaltbare Ferritantenne

Abstimmung: FM: Drehko

                          AM: Drehko

Klangregister: Sprache, Orchester, Solo, Jazz, Orgel

Link zu rm.org: Tonperle 58

Reparaturbericht

Dieses Gerät erstand ich Himmelfahrt 2015 auf einem ganz herrlichen Antik-Flohmarkt in einem winzigen Ort mit <300 Einwohnern bei einem älteren Herren, der es mir für 10,-€ überlies, da es nicht funktionierte, wie man mir sagte.

Da angeblich nicht einmal "das Licht anging" war ich ganz zuversichtlich, daß die Sicherung hinüber war oder ein anderer grundlegender Defekt im Netzteil vorlag, was mir sehr zugute kam, da der Verkäufer so nicht die Gelegenheit hatte, durch einen unbedachten Anschaltversuch weitreichendere Schäden zu verursachen.

 

Wieder zu Hause besah ich mir das Gerät einmal von innen und stellte fest, daß erstaunlich wenig Staub herrschte und das Gerät auch sonst sehr jungfräulich aussah. Die Ursache für das geschilderte Problem war dann auch schnell gefunden: der Sicherungshalter war korrodiert.

Nach einer kurzen Reinigung desselben fuhr ich das Gerät am Trafo hoch und vernahm auch schon bald die ersten versprauzelten Töne. Danach stand es erst einmal für ein paar Monate im Keller.

 

Die Reparatur ging innerhalb von zwei Wochen von Statten, da insgesamt nur knapp 10 Teile getauscht werden mussten! Dies dauerte noch keine Stunde.

Als ich das Gerät dann zum ersten Mal nach der Reparatur wieder in Gang setzte, fiel mir eine enorm hohe Stromaufnahme, sowie ein Überlastungsbrummen des Trafos auf.

 

Gut. Oder eher nicht gut.

Also begab ich mich erneut auf Fehlersuche - Die Siebkette konnte ich ausschließen, da ich die beiden 50µF Elkos getauscht hatte.

Ein sekundärseitiges Abklemmen des Trafos zeigte, daß dieser bei bester Gesundheit ist.

Blieb also der Gleich-riecht-er. Ich klemmte ihn kurzer Hand ab und befestigte mittels Krokoklemmen einen schnell zusammengelöteten Siliziumersatz an den Anschlüssen.

Das verringerte zwar die Stromaufnahme, allerdings nur so minimal, daß auch dieses Bauteil als Fehlerkriterium wegfiel.

Also weiter im Takt: Erstmal alle Röhren zupfen, vielleicht liegt das Problem ja auch im Heizkreis - unwahrscheinlich, aber durchaus möglich.

So zogen die Röhren ja keine Heizspannung und auch keinen Anodenstrom, was das Radio eigentlich dazu bringen sollte, außer für die Skalenbirnchen kein mA zu verbrauchen.

Das Leuchten der Vorschaltlampe wies nach wie vor auf einen Defekt hin und diesmal ließ ich es darauf ankommen: Wenn so lange ein Kurzschlussstrom über ein defektes Bauteil läuft, macht sich dieses normalerweise irgendwann durch Gestank und Schmauchspuren bemerkbar.

Ich empfehle dies auf keinen Fall nachzumachen, da sonst der Trafo einen Totalschaden erleiden könnte, wenn man nicht vorsichtig ist.

Doch meine Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden: Nach etwa 20 Sek. funkte und knallte es unter dem Chassis in der Nähe des Tastensatzes. Ich schaltete sofort ab - spätestens jetzt sollte doch die Fehlerquelle auszumachen sein... so dachte ich!

 

Ein Blick unters Chassis zeigte alledings keinerlei schwarze Stellen... so langsam begann ich an meinem Verstand zu zweifeln!

Einen Versuch startete ich noch: ich bockte das Chassis auf und beobachtete die Region des Funkenfluges noch einmal ganz genau, während ich wieder Strom durch das Gerät jagte.

Bei 180V flogen erneut die Funken und ich sah, daß dies genau im Kontaktsatz des UKW-Schalters passierte.

Folgendes war geschehen: Das Pertinax, auf dem die Kontakte angebracht waren, hatte durch Dreck oder weiß der Geier was seinen Isolationswert eingebüßt und zunächst nur Krichströme durchgelassen, durch zunehmende Verkohlung jedoch irgendwann einen satten Kurzschluß gebildet. Da half nichts: Die Stelle konnte nicht mehr gerettet werden und wurde von mir mit einem Bohrer herausgefräst. Eine Messung bestätigte den Erfolg: Etwa 100 MegOhm sprachen für sich.

 

Der nächste Test erfolgte zunächst mit, später ohne Vorschaltlampe und siehe da: Die Sicherung hielt und alles spielte zu bester Zufriedenheit.

Auch wenn die Stromaufnahme immer noch etwas erhöht ist, macht dies momentan keine Probleme mehr - ich tippe auf weitere Kriechströme im Pertinax, aber solange es die Funktion nicht beeinflusst, störe ich mich nicht daran.

 

Die schlappe EM80 reanimierte ich wieder einmal durch das Verbinden des Leuchtschrimanschlusses mit der Siebung (Kaskade wird irgendwann folgen, wenn sie wieder nachlässt) und erfreute mich an meinem "neuen" Radio.

 

Inzwischen steht es bei einem guten Bekannten, bei dem es in besten Händen ist und kehrt jedes Jahr mal zum Drüberschauen in meine Werkstatt zurück.

Vorher:

So bekam ich es... ein wirklich prächtiges Gerät in gutem Zustand. Man beachte aber auch die verschmutzten Drehknöpfe.
So bekam ich es... ein wirklich prächtiges Gerät in gutem Zustand. Man beachte aber auch die verschmutzten Drehknöpfe.
Das Gerät von hinten. Von der Farbe des Chassis könnte man fast meinen, es sein ein Loewe Opta. Von den Röhren her ein typischer Superheterodynempfänger. Das futoristische Konstrukt oben sind die Hochtonfanfahren.
Das Gerät von hinten. Von der Farbe des Chassis könnte man fast meinen, es sein ein Loewe Opta. Von den Röhren her ein typischer Superheterodynempfänger. Das futoristische Konstrukt oben sind die Hochtonfanfahren.
Hier das Typenschild.
Hier das Typenschild.