Relikte aus der Schulchemie

Wie schon des Öfteren erwähnt, genieße ich den Umstand, meine Schulkarriere am ältesten Gymnasium der Stadt (anno 1582) zu durchlaufen, wodurch sich überdurchschnittlich viele antike Gegenstände im Gebäude befinden.

Inzwischen bin ich soweit, daß mich die Lehrkräfte schon von selber ansprechen, falls es mal wieder was interessantes zu entsorgen gibt!

So hatte ich auch das Glück, daß sich die Renovierung der Fachsääle im Biologie- und Chemietrakt während meiner Anwesenheit an der Schule vollzog, was im März 2017 eine kollosale Aufräumaktion (vermutl. die erste seit 30 Jahren) in den Sammlungen mit sich brachte und für mich eine großartige Gelegenheit darstellte, einige der Dinosaurier des Inventars in meinen Besitz zu überführen.

An dieser Stellte möchte ich auch allen Mitgliedern der Fachschaft Chemie und der Schulleitung meinen herzlichen Dank aussprechen, ohne deren Unterstützung das alles niemals möglich gewesen wäre.

 

Da jedoch nicht mal ich alles mitnehmen kann und natürlich auch nicht alles bekommen konnte (das Nickelsulfat wollte man mir nicht aushändigen) fiel vieles, was mir in der Seele leidtat den Entsorgungsbetrieben zum Opfer. Inzwischen hätte man wohl allein mit meinen Sachen ein kleines Museum eröffnen können, aber nun ist der Großteil der Sammlung entsorgt...

 

Leider verpasste ich die Gelegenheit, von einigen Sachen noch Bilder zu machen, wie zum Beispiel von dem völlig durchgerosteten Säure-/Baseschrank, bei dem einen beim Angucken die Schubladen entgegenfielen oder ähnlichem, was einer Dokumentation bedurft hätte, aber man kann nicht alles haben, ich konnte dennoch einiges retten!

 

Die Bilder hier sind alle vor der Instandsetzung gemacht, daher sind viele Sachen noch verdreckt o.ä..

Der fertige Zustand kann dann auf den Einzelseiten besichtigt werden.

 

Neben den Schalttafeln, hinter denen ich schon seit bestimmt vier Jahren hinterher war, gelang es mir auch folgende Raritäten an mich zu bringen (hier nur ein kurzer Abriss, die einzelnen Berichte werden verlinkt):

ESVG "Mini-Riese"

Dieser doch etwas widersprüchliche Name gehört zu einem kleinen Mulitmeter(650V,2A), das sich auch in der Kiste befand, die für mich bereitstand.

Auf Nachfrage sagte man mir, es sei defekt.

Da ich inzwischen solchen Angaben wenig Glauben schenke, nahm ich es einfach mit und warf zu Hause einen Blick hinein. Es sah sehr aufgeräumt und kompakt aus, auf den ersten Blick fielen mir nur ein paar kleine Elkos und die Schalter als potentielle Problemquellen ins Auge.

So ließ ich es auf einen Versuch ankommen und siehe da: Es funktionierte wie am ersten Tag...

Die serielle Schnittstelle an der Rückseite sähe sehr professionell montiert aus, wäre sie nicht über ein Hinweisschild hinweg eingebaut. Der Blick ins Gerät bestätigte meine Vermutung, daß dort einmal ein durchaus sehr fähiger Bastler eine kleine Platine und diese Buchse implantiert hatte. Vielleicht handelte es sich auch um einen Aufrüstungssatz, aber dafür hätte man wohl kaum ein Loch in die Rückwand gesägt...

Bei Zeiten werde ich mal versuchen, das Gerät mit meinem C64 zu verbinden, was mir eventuell die Möglichkeit eröffnen könnte, Kennlinien aufzunehmen.

Mehr zu dem Gerät auf der Modellseite.

Das Gerät, das nicht größer als eine Hand ist.
Das Gerät, das nicht größer als eine Hand ist.
Die Mitgift waren ein ziemlich alt aussehendes und kompaktes Steckernetzteil und eine Prüfstrippe.
Die Mitgift waren ein ziemlich alt aussehendes und kompaktes Steckernetzteil und eine Prüfstrippe.
...die auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber mit ein wenig Schrumpfschlauch bekommt man auch das wieder hin.
...die auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber mit ein wenig Schrumpfschlauch bekommt man auch das wieder hin.

BAuer P7

Wegen dieses herrlichen 16mm-Projektors wurde ich von einer Mitschülerin aus dem Kunstunterricht beordert, die gerade mit dem Chemie-Leistungskurs am Aufräumen war.

Natürlich war ich in äußerstem Maße betrübt, mich von den Ausführungen über korinthische Säulen losreißen zu müssen, um mich diesem Gerät anzunehmen, aber ich brachte diese schwere Entscheidung über mich und verließ schweren Herzens den fesselnden Unterricht. *hüstel*

Auch wenn die Einzelteile des Projektors etwas verstreut lagen, so machte er durchaus einen guten Eindruck.

Auch Kabel und Leerspulen waren vorhanden und sogar die Abdeckhaube fand sich noch!

Am nächsten Tag hatte ich ohnehin Chemie und so nahm ich den 17kg Boliden gleich mit nach Hause, was mir neben einiger Schlepperei zum und durch den Bus einen äußerst interessanten Muskelkater im Unterarm bescherte.

 

Bilder folgen


Phywe Niederspannungstrafo

Optisch ein ganz skurriles Gerät und auch gerade für die Anwendung in der Transistortechnik sehr praktikabel.

Es lassen sich damit Spannungen zwischen 2 und 20V generieren. 10-20V lassen sich direkt gegen Masse abgreifen, für 2-10V muß man entsprechend kombinieren. Leider ist er für eine Primärspannung von 150V ausgelegt, wobei ich mich frage, wo solch eine Spannung im normalen Stromnetz zu finden gewesen sein soll...

Ausführlicher Bericht

Das einer Hutschachtel nicht unähnliche Gerät.
Das einer Hutschachtel nicht unähnliche Gerät.
Das Klemmbrett mit den Buchsen für 10-20V.
Das Klemmbrett mit den Buchsen für 10-20V.
Das Typenschild: Verwunderlich ist die erste Angabe.
Das Typenschild: Verwunderlich ist die erste Angabe.

Gasbrenner

Da auch etwa 30 Gasbrenner der Mülltonne zum Opfer fielen, suchte ich mir drei schöne Modell aus, die jetzt mein Bücherregal optisch aufwerten und gelegentlich noch um Einsatz kommen.

Ausführlicher Bericht

Nr. 1: Noch ungeputzt: Ein Teclubrenner mit Sparflamme.
Nr. 1: Noch ungeputzt: Ein Teclubrenner mit Sparflamme.
Nr.2: Vermutl. ziemlich alt, aber immerhin ein Allgasbrenner!
Nr.2: Vermutl. ziemlich alt, aber immerhin ein Allgasbrenner!
Und - ganz romantisch im Gegenlicht  der untergehenden Frühjahrs-Abendsonne inszeniert- der klassische Schul-Erdgas-Teclubrenner darf natürlich auch nicht fehlen!
Und - ganz romantisch im Gegenlicht der untergehenden Frühjahrs-Abendsonne inszeniert- der klassische Schul-Erdgas-Teclubrenner darf natürlich auch nicht fehlen!

Sicherungsautomat

Ein anederes Kuriosum war ein prähistorischer Sicherungsautomat im Schraubsockel (Diazet?), dessen schulischer Verwendungszweck mir noch nicht ganz einleuten will, aber von Phywe auf ein schwarzes Brettchen geschraubt macht auch er eine gute Figur. Der Gebrauchswert dürfte sich in Grenzen halten.

Ausführlicher Bericht

Der Experimentalaufbau, bei dem die Hochspannung offen läge. Man beachte den Kermiksockel!
Der Experimentalaufbau, bei dem die Hochspannung offen läge. Man beachte den Kermiksockel!
Löst man den Automat mit dem roten Knopf aus, so springt der schwarze hinaus und muß wieder hineingedrückt werden, will man wieder Strom haben.
Löst man den Automat mit dem roten Knopf aus, so springt der schwarze hinaus und muß wieder hineingedrückt werden, will man wieder Strom haben.

Glühlampe

Nachdem die gute alte Glühlampe ja nun schon einige Jahre offiziell verboten ist, schien mir dieses wunderschöne Exemplar besonders erhaltenswert. Laut Multimeter hat sie auch noch Durchgang, ich habe mich nicht getraut, sie an den Strom zu legen. Der Bakelitsockel bringt dekorative Anmut mit sich.

Ausführlicher Bericht

Bei dieser Literatur dürfte sie sich wohlfühlen...
Bei dieser Literatur dürfte sie sich wohlfühlen...
Flankiert von zwei Brennern fügt sich die Lampe mit ihrem glänzenden Fuß harmonisch in das Bild.
Flankiert von zwei Brennern fügt sich die Lampe mit ihrem glänzenden Fuß harmonisch in das Bild.
Mit einem hellen Hintergrund gut zu erkennen: Solch ein Wendel dürfte heute wahrhaft selten zu finden sein! Ich kommentiere an dieser Stelle nicht die Aktualiät unserer Chemiesammlung; mir gefällt´ s!
Mit einem hellen Hintergrund gut zu erkennen: Solch ein Wendel dürfte heute wahrhaft selten zu finden sein! Ich kommentiere an dieser Stelle nicht die Aktualiät unserer Chemiesammlung; mir gefällt´ s!

50ml Scheidetrichter

Diesen kleinen Scheidetrichter mit abgebrochenem Auslauf bekam ich noch schnell vor einer Chemieklausur geschenkt, die die Rache der Redoxchemie verkörperte. Aber wenigstens dieses Glasgerät konnte ich noch vor der Tonne retten. Ausführlicher Bericht


Bullrich-Salz

Dieses "Magensalz", das im Prinzip nur aus Backpulver besteht fand sich in einer doch leicht historischen Verpackung im Mülleimer der Chemiesammlung.

Ausführlicher Bericht


Glasgefäße

Das optisch schönste, was ich aus der Sammlung ergattern konnte, sind wohl die alten, teilweise noch manuell hergestellten Chemikalienflaschen mit den original Etiketten des größten deutschen Chemiewerkes.

Die Reinigung war teilweise eine echte Herausforderung, doch gelang es mir letztendlich, die Rückstände am Glas zu beseitigen.

Das Calciumchlorid in dieser Flasche entsorgte ich noch eigenhändig. Wer weiß, ob es noch die Erstbefüllung war...
Das Calciumchlorid in dieser Flasche entsorgte ich noch eigenhändig. Wer weiß, ob es noch die Erstbefüllung war...
Einmal Essigsäure und Anthrachinon, hier ohne Stopfen. Gut zu sehen ist die Verschmutzung der Flaschen.
Einmal Essigsäure und Anthrachinon, hier ohne Stopfen. Gut zu sehen ist die Verschmutzung der Flaschen.
Eines der Etiketten, die es bei der Aufarbeitung zu schonen galt.
Eines der Etiketten, die es bei der Aufarbeitung zu schonen galt.

Ständerbohrmaschine

Am letzten Tag der Aufräumaktion konnte ich noch eine von drei Ständerbohrmaschinen ergattern, die zumindest von außen etwas bemitleidenswert aussah...

Beim Blick ins Innere offenbarte sich ein kleiner, allerdings festgerosteter Motor und eine erfreulich frisch aussehende Kupplung mit einer Gummihalbkugel als Transmission.

Inzwischen läuft sie wieder, ich muß mir nur noch ein Stativ dafür bauen...

Ausführlicher Bericht

So kam sie zu Hause an, in der Realität sah sie schlimmer aus.
So kam sie zu Hause an, in der Realität sah sie schlimmer aus.
Der Motor mit seinem Anlaufkondensator.
Der Motor mit seinem Anlaufkondensator.
Das noch erstaunlich gut aussehende Getriebe.
Das noch erstaunlich gut aussehende Getriebe.

Kleinkram

Ebenso am letzten Tag entdeckte ich noch eine Schublade mit Kabeln und Verbindungselementen, die auch dem Abfall zugedacht waren, hier eine kleine Auswahl.

Der Stecker im letzten Bild erfuhr noch eine Reinigung mittels Zahnersatzreiniger.

Eines von zwei neuen Kaltgerätekabeln, davon kann man nie genug haben!
Eines von zwei neuen Kaltgerätekabeln, davon kann man nie genug haben!
Eine Schukokupplung aus Pressstoff, Plastik kann ja jeder!
Eine Schukokupplung aus Pressstoff, Plastik kann ja jeder!
Ein Netzstecker nach alter Norm, hier noch ungereinigt.
Ein Netzstecker nach alter Norm, hier noch ungereinigt.