ESVG "Mini-Riese"

Auch wenn der Name einen erst stutzen lässt, so ist er auf den zweiten Blick doch passend.

Dieses Messgerät, das kaum größer ist als eine Handfläche ist ein vollwertiges Multimeter, das immerhin die gängisten Messbereiche (0-650V=~/0-2A=~/0-2MΩ) abdeckt und recht zuverlässig misst.

Da ich nichts zu ESVG im Netz fand, und beides auf dem Steckernetzteil stand, bin ich mir allerdings bezüglich des Modells nicht ganz sicher - auf dem Gerät selbst ist nichts zu finden.

Ich bekam es im März 2017 mit einigen anderen Sachen aus der Chemiesammlung meiner Schule (s. hier).

Zunächst ein Bild des DMM:

Ein solides Gerät, das nichts besonderes bietet: Die normalen Messbereiche und eine kleine 7-Segment-Anzeige, der ich allerdings die große meines Keithley durchaus vorziehe.
Ein solides Gerät, das nichts besonderes bietet: Die normalen Messbereiche und eine kleine 7-Segment-Anzeige, der ich allerdings die große meines Keithley durchaus vorziehe.

Die Mitgift waren ein Anschlusskabel mit einem der schätzungsweise ersten Steckernetzteile dieser kompakten Bauform sowie eine rote Messstippe - die schwarze dürfte in den Untiefen der Sammlung verschwunden sein - die auch schon bessere Zeiten erlebt hat...

Das Kabel und die Messstrippe.
Das Kabel und die Messstrippe.
Die Messspitze ist korrodiert und die Isolation abgeschmolzen... Chemiker! Das alles sollte sich jedoch mit ein wenig Schmirgelpapier und einem Zentimeter Schrumpfschlauch wieder beheben lassen.
Die Messspitze ist korrodiert und die Isolation abgeschmolzen... Chemiker! Das alles sollte sich jedoch mit ein wenig Schmirgelpapier und einem Zentimeter Schrumpfschlauch wieder beheben lassen.

Kommen wir zum Innenleben: Das Gerät befand sich in einer Kiste mit Kabelsalat, zwei pH-Metern und vielem anderem Kleinkram und ich bekam es mit den Worten in die Hand gedrückt, daß das ja alles kaputt sei.

Da ich derlei Aussagen zu misstrauen gelernt hatte, nahm ich alles mit Dank an mich und transportierte es erstmal nach Hause.

Vor der ersten Inbetriebnahme wagte ich einen prophylaktischen Blick ins Innere und fand den stark verdichteten Standartaufbau eines frühen DMM´  s. Als potentielle Fehlerquellen machte ich höchstens einige kleine Elkos und die teilweise schlecht kontaktierenden Schalter aus, die aber in den meisten Fällen keine Probleme bereiteten.

Ein direkter Test am Netz zeigte allerdings keine schwerwiegenden Macken.

Die Messbereiche waren minimal verschoben, ein schneller Nullabgleich stellte den Frieden wieder her.

Die Front mit den Anzeigen und den Tasten.
Die Front mit den Anzeigen und den Tasten.
Von der Seite ist der gedrängte Aufbau schön zu erkennen. Links befinden sich die Buchsen für die Messstrippen.
Von der Seite ist der gedrängte Aufbau schön zu erkennen. Links befinden sich die Buchsen für die Messstrippen.
Auf der anderen Seite sind die Trimmer für den Abgleich montiert.
Auf der anderen Seite sind die Trimmer für den Abgleich montiert.
Für Arbeiten am Gerät lassen sich die beiden Platinen einfach auseinaderklappen. Solche Servicefreundlichkeit bleibt heute zu Wünschen übrig...
Für Arbeiten am Gerät lassen sich die beiden Platinen einfach auseinaderklappen. Solche Servicefreundlichkeit bleibt heute zu Wünschen übrig...
Der im oberen Bild mittig zu sehende Sicherungseinsatz, der mir bis dato gänzlich unbekannt war und für ein solches Gerät auch irgendwie überdimensioniert wirkt - er hat immerhin die Größe eines 16A-NeoZED-Einsatzes...
Der im oberen Bild mittig zu sehende Sicherungseinsatz, der mir bis dato gänzlich unbekannt war und für ein solches Gerät auch irgendwie überdimensioniert wirkt - er hat immerhin die Größe eines 16A-NeoZED-Einsatzes...

Ein interessantes Merkmal hat das kleine Kästchen jedoch zu bieten: An der Rückseite ist eine serielle Schnittstelle montiert, die irgendwann aus den 80ern stammt.

Das Spannende daran ist, daß diese Buchse sehr professionell eingebaut ist. Im ersten Moment hielt ich sie für ein ab Werk montiertes Detail, doch fiel mir irgendwann auf, daß sie auf einem Hinweisschild montiert ist und auch beim Blick ins Gehäuse sieht man, daß die Rückseite mit einer kleinen Säge geöffnet wurde, um Platz dafür zu schaffen.

Im Rückteil befindet sich eine kleine, geätzte Platine mit drei IC´  s, die ebefalls sehr professionell wirkt und auch vom Werk stammen könnte. Falls niemand mit fundierten Kenntnissen am Werk war, gehe ich davon aus, daß dies einmal ein Nachrüstungssatz war, den jemand ins Gerät montiert hat. Dagegen spräche hingegen die ausgesägte Öffnung auf der Rückseite. Vermutl. werde ich nie Gewißheit darüber erlangen, woher dieses Attribut stammt, allerdings könnte es mir nützlich sein, falls ich mal Lust verspüren sollte, mit dem C64 eine Kennlinie aufzunehmen. Sollte ich einmal Zeit und Lust haben, schreibe ich ein kleines Programm und probiere mal aus, ob diese Buchse noch einen Gebrauchswert hat.

Die serielle Schnittstelle auf der Rückseite des Gerätes. Wäre sie nicht über das Schild hinweg montiert, könnte man meinen, es handele sich um ein ab Werk eingebautes Attribut.
Die serielle Schnittstelle auf der Rückseite des Gerätes. Wäre sie nicht über das Schild hinweg montiert, könnte man meinen, es handele sich um ein ab Werk eingebautes Attribut.
Trotz der sauberen Verarbeitung scheint dies von einem Bastler zu stammen.
Trotz der sauberen Verarbeitung scheint dies von einem Bastler zu stammen.
Auch die Platine mit den IC´ s deutet darauf hin: Verschiedene Schrauben und eine Platine, die trotz einer astreinen Ausführung selbstgeätzt scheint.
Auch die Platine mit den IC´ s deutet darauf hin: Verschiedene Schrauben und eine Platine, die trotz einer astreinen Ausführung selbstgeätzt scheint.
Die Verdrahtung unter der Hauptplatine zur kleinen Platine, von der hier auch ein kleines Stückchen unten im Bild zu sehen ist.
Die Verdrahtung unter der Hauptplatine zur kleinen Platine, von der hier auch ein kleines Stückchen unten im Bild zu sehen ist.

Auch, wenn ich vermutlich nicht in den Genuß eines regelmäßigen Gebrauches kommen werde, so stehe ich hier vor der Arbeit eines wahrhaften Meisters, denn bisher habe ich nur einen einzigen weiteren so gut ausgeführten Eigenbau erlebt.