Firma: Deutsche Grammophon/Polydor
Modell: Polyfar Raumtonkoffer Nr.1
Motor: Polydor 101
Baujahr: 1932
Touren: +/- 78
Anschaffung: Oktober 2014
Preis: 35,-€
Fertigstellung: 04.04.15
Material: Holz, Segeltuch
Damaliger Preis: 80RM
Link zu rm.org: Raumtonkoffer Nr.1
Ich konnte den Apparat im Oktober 2014 auf einem ansonsten wirklich erbärmlichen Flohmarkt in Bad Kreuznach für einen wirklich guten Preis von 35,-€ ergattern. Man bedenke, daß das Gerät zu diesem Zeitpunkt noch funktionierte.
Allein der Kauf war ein Abenteuer: Der Verkäufer hatte nicht unbedingt viel Ahnung von Grammophonen und man sah auf den ersten Blick, daß in der Nadelaufnahme eine Nähmaschinennadel steckte *bibber*!!!
Aber da ich bei Flohmarktbesuchen auf solche Fälle inzwischen vorbereitet war, zückte ich eine Fürstennadel und spannte sie ein.
Behutsam zog ich die Feder an der zierlichen Kurbel auf und ließ den Motor anlaufen.
Es zeigte sich schnell, daß das Gerät einen wunderbaren Klang hatte, da sogar noch die Gummis der Tondose wie neu waren und so handelte ich von 45€ noch zehn Euro ab und nahm es mit nach Hause.
Technisch war es ja ganz gut und so ließ ich von der Mechanik erstmal die Finger. Das Segeltuch war fleckig und bekam erst eine Kur mit Lederbalsam und wurde danach von mir mit Lederöl eingelassen. Jetzt strahlt es wieder im alten Glanz. Der Plattenteller bekam eine neue Bespannung mit blauem Filz und die Beschläge reinigte ich mit Stahlwolle unter Wasser.
Soweit so gut.
Nach einigen Wochen verschlechterten sich jedoch die Laufeigenschaften und irgendwann kam der Motor nicht mehr auf die 78 Upm und so musste ich handeln...
Die folgende Prozedur ist nicht ganz ohne und verursacht unheimlich viel Dreck.
Leider hatte ich damals nicht die Gelegenheit, Bilder zu machen. Eine gute Beschreibung gibt es allerdings bei Grammophonplatten.de.
Nachdem man zuerst die Feder entspannt hat, muß der Motor ausgebaut werden, was meist mit vier Schrauben getan ist. Doch Vorsicht: Eine Restspannung hat die Feder immernoch.
Nun wird, im Notfall unter Zuhilfenahme eines Schraubendrehers, die Federdose geöffnet und der obere Teil abgenommen. Nun liegt die Feder offen in der Dose vor einem.
Als nächstes steckt man den Schrabendreher in die Mitte des Wickels und zieht diesen so aus der Dose heraus.
Dies ist der gefährlichste Teil, da die Feder in diesem Moment oft unkontrolliert durch die Gegend springt.
Man mag nun feststellen, daß das gesamte Federhaus mit schwarzem, verharztem Fett verklebt ist, das es auszutauschen gilt.
Dazu wäscht man die besagten Metallteile in einem Eimer mit Benzin oder Terpentin, bis sich die Fettrückstände gelöst haben.
Nach ausgiebiger Trocknung muss nun die Dose von innen und die gesamte Feder neu mit Fett eingerieben werden. Hier darf man nicht sparen. Darum, welches Fett das beste ist, gibt es einen Stellungskrieg in diversen Internetforen - jeder Sammler schwört auf das von ihm verwendete Mittel. Ich persönlich verwende immer herkömmliches, nicht zu festes Allzweckfett.
Nun kommt der zweite heikle Moment: Das Einsezten der Feder....
Dieser Vorgang ist ohne Bilder schwer zu beschreiben - ich drehe die Feder immer mit der Hand soweit wie möglich zusammen und versenke sie wieder in der Dose.
Danach muss das Ende der Feder wieder in den Dorn an der Welle in der Mitte der Dose eingehangen werden, sonst dreht später die Kurbel durch. Jetzt die Feder mit einem Holzklotz und einem Hammer glätten und den Deckel wieder aufsetzen.
So verfährt man auch mit den anderen beweglichen Teilen des Motors, bis auf den Fliehkraftregler.
Dieser dreht sich so schnell, daß Fett nicht dynamisch genug ist.
Ihn befreit man mittels Bremsscheibenreiniger von dem alten Öl und ölt die Lager mit Feinmechanik- oder Nähmaschinenöl (harzfrei!!!) kräftig nach.
Es folgt die Montage des Motors (dazu ist es hilfreich, vorher Bilder von der Lage der Teile gemacht zu haben).
Jetzt sollte er wieder sauber laufen. Ist ein Rattern zu hören, so muß das Spiel des Fliehkraftreglers neu eingestellt werden. Dies geschieht meist über Messingschrauben in den Lagerblöcken desselben.
Auch hier versäumte ich es, Vorher-bilder zu machen.