Modell: Gavotte 7
Baujahr: 1956/57
Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EM80
Kreise: 6 AM, 10 FM
Kaufpreis: 40,- €
Anschaffung: 23.01.18
Fertigstellung: 09.04.22
Bänder: LW, MW, UKW, (TA)
Gehäuse: Holz, Kunststoff
Antennen: UKW-Gehäusedipol, Ferritantenne
Abstimmung: AM: kapazitiv
FM: induktiv
Klangregister: Höhen-/Tiefenregler
Damal. Preis: 279,- DM
Link zu rm.org: Gavotte 7
Parallelmodell: AEG 5056WD
Nachdem ich zwei Jahre vor Anschaffung dieses Gerätes bereits das Vorgängermodell Gavotte 55 restauriert hatte, das zwischenzeitlich bei einer Bekannten von mir eingezogen war und im DRF wieder so ein kleines Küchenradio mit der hübschen bauchigen Gehäuseform auftauchte, konnte ich nicht wiederstehen, zumal ich vom Klang dieser Geräteserie positiv überrascht war.
Zu allem Überfluß war hier im Vergleich zum 55er hier das Gehäuse noch gut in Schuß, sodaß mir viele der verhassten kosmetischen Arbeiten erspart bleiben sollten. Sogar der Plastikgrill war noch in nahezu optimalem Zustand.
Aufgrund des gedrängten Aufbaus und des tiefen Chassis sind sie nicht unbedingt servicefreundlich, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert und dieser Umstand der Preis für die geringe Größe.
Zu meiner Freude überlebte das Radio auch den Versand unbeschadet und erreichte mich kurz vor meinem 17. Geburtstag.
Ein erster Blick ins Innere zeigte eine durchaus beeindruckende Staubschicht (wenier fettig, aber dafür dicker und pelziger als beim 55er)
Ich tauschte zunächst wie üblich die fälligen Kondensatoren und putzte das Gerät so gut es ging.
Meine erste Handlung bestand darin, einen in die Rückwand gepfriemelten Druckschalter, der äußerst liebevoll mit Isolierband in die Lautsprecherleitung eingeschleift war, zu entfernen. Zum Glück hatte man dafür kein neues Loch in die Rückwand gebort und, was noch viel wichtiger war, der Ausgangsübertrager hatte diese Folter überlebt. Üblicherweise findet man solche Konstukte vor, wenn der Hauptschalter des Gerätes defekt ist. Was man in diesem Falle bezwecken wollte, weiß vermutlich nur derjenige, der es damals getan hat...
Gut nur, daß die TFK-Trafos im Allgemeinen sehr robust sind.
Ein erster Probelauf zeigte schon einmal eine prinzipielle Funktion, allerdings ließ der UKW-Empfang zu wünschen übrig. Es war mir schon etwas spanisch vorgekommen, beim Tauschen der Kondensatoren keinen Ratio-Elko gesehen zu haben. Ein Blick in den Schaltplan wies ihn jedoch mit einem Wert von 2 µF aus.
Das Gavotte 7 hat im Gegensatz zum Gavotte 55 einen extra Aluminiumbecher für das Ratiofilter, der auch die EABC80 auf einem separaten kleinen Chassis beherbergt. Der Ratio-Elko ist unter der Röhre in ebenjenem Filter untergebracht.
Um das Filter zu öffnen, müssen von unten zwei Sechskantmuttern abgeschraubt werden, an die fast kein Herankommen ist. Mit einem feinen Steckschlüssel gelang mir der Ausbau, wobei darauf zu achten ist, daß keine Mutter oder Unterlegscheibe in den Tastensatz fällt.
Der Filterbecher kann nun nach oben weggezogen werden.
Nun passierte mir der Super-GAU: Beim Ausbau des Elkos, der quer durch das ganze Filter montiert ist, riß ich einen der feinen Spulendrähte des Ratiofilters direkt am Spulenkörper ab. Natürlich musste es unbedingt ein Draht des UKW-Filters sein. Ein Verlust des AM-Filters daneben wäre noch verschmerzbar gewesen...
Zunächst versuchte ich über die übliche Beschaffungskriminalität ein komplett neues Filter aufzutreiben, aber leider hatte niemand ein Ersatzteil oder auch nur ein Schlachtchassis herumliegen.
Da ich ab diesem Punkt sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, entschloß ich mich dazu, das Filter neu zu wickeln. Bei den UKW-Spulen geht das noch verhältnismäßig gut, da sie nur wenige Windungen haben und meist ein- oder zweilagig gewickelt sind.
Hier ist eine gute Dokumentation das A und O. Zunächst machte ich zahlreiche Fotos der Verkabelung, lokalisierte die Spulen im Schaltplan mit den entsprechenden Nummern und zeichnete mir einen Lageplan, wobei auf den Wickelsinn zu achten ist:
An dieser Stelle zahlt sich die gründliche Führung eines "Laborbuches" aus. So sind Reparaturen bei guter Archivierung auch nach Jahren noch nachvollziehbar.
Trotz alldem war ich mir ziemlich sicher, das Gerät abschreiben zu können. Aber Totgeglaubte leben länger...
Abgerissen war ein Draht der Spule 201, womit die Spule 203 zuerst abgewickelt werden musste, was aber kein Problem war, da sie weniger als zehn Windungen hatte.
Anschließend wickelte ich auch Sp201 ab und und maß den Draht aus.
Zufällig hatte ich Kupferlackdraht im ungefähr passenden Durchmesser da (hier ist er relativ unkritisch) und addierte in der Länge fünf Zentimeter für den abgerissenen Anschluß. HF-Litze wäre für die Spulengüte sicher besser gewesen, aber ich hatte keine zur Hand und an der Stelle ist es auch weniger relevant.
Nun wickelte ich die zweilagige Spule neu, isolierte sie mit einer Lage Tesafilm und fixierte die Drahtenden mit zwei Klecksen Bitumen, wie auch im Original.
Anschließend wickelte ich die Spule 203 wieder mit dem originalen Draht darüber.
Mit einem Tropfen 2K-Kleber fixierte ich den Spulenkörper wieder im Filterbecher.
Ich hätte mein Mofa darauf verwettet, daß dieses Konstrukt niemals funktionieren würde, aber ich lag falsch.
Beim nächsten Einschalten konnte ich einige Sender empfangen.
Mit einem schnellen ZF-"Abgleich" auf gehörmäßiges Maximum erreichte ich eine Empfindlichkeit, die nicht schlechter war als mit der originalen Spule. Ich war selbst überrascht.
Der Ratio-Elko ist nun gegen einen Folienkondensator ersetzt, der genauso gut funktioniert und es mir hoffentlich auf alle Zeiten erspart, diesen Filterbecher jemals wieder öffnen zu müssen.
Bei einem ausgedehnten Probelauf fiel auf, daß sowohl der Netzteilelko als auch der Gleichrichter sehr warm wurden, womit sie kompromisslos das Feld zu räumen hatten.
Da hier das Chassis sehr kompakt und verbaut und die Ferritantenne am Elko montiert ist, musste ich mir ein anderes Plätzchen für die neuen Teile suchen.
Wie üblich gab es zwei 47 µF/400 V-Elkos und einen Gleichrichter aus 4 x 1N4007 und vier 1000 pF-Kondensatoren zur Entstörung. Um sie überhaupt sicher im Chassis montieren zu können, baute ich beides auf kleinen Platinen auf, die ich mittels bereits vorhandener Löcher und zwei selbstgebastelten Blechwinkeln im Chassis unterbringen konnte.
Es ist vielleicht keine Augenweide, aber woanders war einfach kein Platz, es ist betriebssicher und jederzeit rückstandslos zu entfernen.
Auch den Netzspannungswähler schaltete ich noch auf 240 V um, womit die Spannungswerte auch wieder besser passten.
Dem hakenden Tastensatz (die Tasten lösten sich beim Umschalten nicht mehr gegenseitig aus) verhalf ich mit einem Tropfen Öl wieder zu voller Funktion und eine neue Skalenlampe gab es auch noch. Dieses Gerät ist leider auch mit diesem obskuren Skalenhintergrund aus Pergamentpapier gestraft...
Durch den geringeren Spannungsabfall des neuen Gleichrichters wurde auch noch ein 82 Ω - Widerstand nötig, den ich vor den Elkos einschleifte.
Soweit war das Gerät damit wieder empfangsbereit. - Zeit für einen richtigen Abgleich!
Ausgerechnet das reparierte Filter machte ich beim Aufschmelzen des Sicherungswachses etwa zu warm und schmolz damit das obere Ende des Spulenträgers etwas an, was aber verschmerzbar war. Ich schnitt das Ende mit einem Teppichmesser ab, da der Kern ohnehin nicht so weit ausgedreht wird.
Zu meiner Freude ließen sich die verbliebenen ZF-Filter gut von ihrem Sicherungswachs befreien und gangbar machen.
Der Abgleich war hier wenig spektakulär, bis auf die Ärgernisse mit dem sehr verbauten Chassis und einer Abgleichanweisung, die man nur schwerlich noch umständlicher hätte formulieren können.
Nachdem ich am Tuner nichts verändert hatte und die Spulenkerne festsaßen, beschränkte ich mich auf einen ZF-Abgleich, bei dem noch wirklich etwas herauszuholen war.
Trotz der offensichtlich hohen Betriebsdauer waren die Röhren noch in gutem Zustand. Vielleicht hatte man irgendwann einmal in einen neuen Röhrensatz investiert.
Ein kleines Problem ergab sich noch auf den AM-Bereichen. Beim Durchkurbeln der Skala gab es Bereiche, in denen der Oszillator aussetze, ab und zu knackte und kratzte es und ab 1300 kHz blockierte sogar die Mechanik.
Der Fehler bestand in verbogenen Abgleichblechen am Drehkondensator. Wie üblich wurde hier ab Werk für den Gleichlauf das äußerste Blech des Plattenpaktes geschlitzt und bereichsweise verbogen, um Kapazitätsschwankungen auszugleichen.
Ob ich oder einer meiner Vorgänger der Schuldige war, konnte ich nicht mehr nachvollziehen, aber jedenfalls waren diese Felder so sehr nach innen gedrückt, daß sie am Stator anschlugen und die Mechanik verkeilten.
Die Aussetzer in der Schwingung kamen von ebensolchen Kurzschlüssen, wenn die zwei äußersten Platten aneinanderrieben und die Kratzgeräusche von Dreck, der zwischen den Platten hin.
Ich reinigte alles und bog die Platten Pi mal Daumen wieder zurecht. Der AM-Gleichlauf wird vermutlich ohnehin niemals mehr jemandem auffallen.
Damit war auch dieses Problem aus der Welt.
Auch dieses Radio ist, und das unterscheidet es klanglich von seinen Vorgängern, mit elektrostatischen Hochtönern gestraft, deren Überarbeitung ich hier beschreibe. Die dort gezeigten Laustprecher stammen aus diesem Gerät.
Somit konnte es dann an den kosmetischen Teil gehen.
Der Dreck endete bei diesem Gerät leider nicht im Inneren. Da ich das Chassis gerade noch auf der Werbank hatte, beraubte ich es zuerst seines Netzsteckers, der sich nur mit Gewalt in die Steckdose einstecken und vor allem wieder herausziehen ließ. Ich schliff die Kontakte ab und badete den Presstoffstecker in Zahnersatzreiniger. Das Kabel, das wie üblich äußerst lieblos montiert war, erhielt auch eine kleine Kur.
Danach waren der Stecker und sein Steckverhalten wieder wie neu.
Eine ganz ähnliche Reinigungsaktion vollzog ich mit den Knöpfen und Klangregelanzeigern:
Beim Abziehen der Tasten ist große Vorsicht geboten. Nach 70 Jahren ist der Kunststoff spröde geworden. Die Wiedermontage der Klangregelanzeigen ist auch etwas fummelig, da sie im Gegensatz zu den Knöpfen nicht in einer festen Stellung auf die Achsen passen, sondern nach den Fenstern im Skalenglas einzustellen sind.
Das Skalenglas ließ sich zu meiner Freude trotz einer beachtlichen Schmutzschicht mit einfachem Glasreiniger reinigen. Die Beschriftung war nicht beschädigt, wie man es von den äußerst robusten TFK-Skalen gewohnt ist.
An der unterbrochenen Reflexion im rechten Bild erkennt man auch eine kleine Besonderheit dieses Gerätes:
Auf der UKW-Skala befindet sich ein ins Glas geätzter Streifen, auf dem man mit einem Stift bevorzugte Sender markieren konnte, um sie später einfacher wieder auffinden zu können. Leider ist es photographisch schlecht darzustellen.
Bei der Montage der Skala musste ich ein wenig improvisieren. Ursprünglich war die Scheibe nämlich an vier Stellen mit Gummiklötzen gesichert, die mir beim Ausbau der Scheibe entgegengebröselt waren.
Da ich zum einen kein Gummi zur Hand hatte und zum anderen keine Beschädigung der Skala durch irgendwelche Weichmacher riskieren wollte, griff ich auf ein im Radiobau bewährtes Mittel zurück: Filz.
Ich besorgte mir dicken weißen Filz und schnitt ihn in kleine Stücke, die ich an die Stellen der Gummilager zwischen Chassis und Skala schob, was sehr gut klappte und der Skala einen überraschend guten Halt verlieh.
Die EM80 war ziemlich ausgebrannt und so legte ich den Leutschirm direkt an die Anodenspannung, was etwas Besserung brachte:
Ein wenig Aufarbeitungsbedarf bestand noch in den ziemlich angelaufenen Messingapplikationen an den Bedienknöpfen.
Da ich zu faul war, sie von Hand zu polieren, spannte ich einen Metallstift, mit dem normalerweise die Böden einer äußerst populären Regalserie eines äußerst populären skandinavischen Möbelhauses gehalten werden, und der genau die benötigten 6 mm Durchmesser hatte, in den Akkuschrauber und montierte den Knopf darauf. Nun brauchte ich nur noch einen Lappen mit Metallpolitur auf den rotierenden Knopf zu drücken.
Ohne diese kleine Unterstützung hätte die Politur wegen des hartnäckigen Zaponlacks auf dem Messing ewig gedauert.
Bei der Politur lösten sich auch die zentralen Messingkappen ab, die ich mit einem Tropfen 2K-Kleber wieder anbrachte.
Nachdem nun alle am Chassis montierten Zierteile wieder in Form gebracht waren, wandte ich mich dem Gehäuse zu, das mit dem prominenten Plastikgrill mal etwas anderes als die holz- und stoffdominierten Fronten anderer Geräte zu bieten hat.
Schon beim Ausbau desselben traf ich auf erste Probleme: zunächst ging ich davon aus, daß sich der Grill einfach nach vorne wegnehmen ließe, sobald die von innen dagegengeschraubte Schallwand entfernt war. Damit lag ich nur teilweise richtig. Nachdem ich die Halterungen für die Seitenlautsprecher entfernt hatte, konnte ich die Schallwand nach hinten ausbauen (Achtung: Eine der vier Schrauben hat eine andere Länge und sollte an der richtigen Position markiert werden), allerdings saß der Grill noch immer erschreckend fest im Gehäuse.
Zunächst hatte ich das Gefühl, irgendwelche Schrauben übersehen zu haben, doch ließen sich auch bei einer weiteren Kontrolle keine mehr finden. Da ich auch sonst nichts sah, was den Grill noch an Ort und Stelle hielt, kam ich zu dem Schluß, daß er wohl einfach verklemmt war und begann ihn nach vorne wegzuziehen. Tatsächlich bewegte er sich auch, doch irgendwann machte es "Knack", was bei so altem Kunststoff nie ein gutes Zeichen ist. Nun ließ er sich an der Oberkante aus dem Gehäuse und dann nach oben wegziehen, wobei er immer noch stark am Gehäuse spannte.
Es stellte sich heraus, daß der Grill mit drei Metallstiften, zwei unten und einer oben, im Gehäuse festgesteckt war. Bei meiner Aktion hatte ich den Grill aus dem oberen Stift herausgerissen...
Auch wenn ich mich vielleicht einfach nur dämlich anstellte, so ist es mir bis heute ein Rätsel, wie das im Werk zusammengebaut wurde, denn die Stifte lassen sich nicht nach innen herausziehen, weil die Kanten am Grill zu eng sind. Falls jemand weiß, wie das ablief, wäre ich sehr interessiert, es zu erfahren.
Weiterhin empfehle ich, die Zierkrampe an der unteren Gehäusekante vorher zu entfernen, damit sie sich beim Ausbau des Grills nicht verbiegt. Biegt man den weichen Messingnagel an ihrer Rückseite zurück, kann man sie leicht nach vorne wegziehen.
Der Grill wanderte in die Duschwanne und nahm ein Bad mit Chlorreiniger. Nachdem ich ihn abgeduscht hatte, war er so sauber, wie es nach 70 Jahren zerstörungsfrei möglich war.
Nun, der Rest ist trivial aber mühselig. Ich verbrachte eine Woche lang jeden Abend damit, mit alten Lappen die Zierleisten am Grill, die matt und angelaufen waren, per Hand aufzupolieren - das Ergebnis lohnt!
An dieser Stelle noch ein Tipp, auf den ich leider zu spät kam: Die mittlere Zierleiste über der Skala ist auf einem Holzprofil montiert und von hinten mit Textilklebeband in den Grill geklebt. Im Ausgebauten Zustand ist sie deutlich angenehmer zu polieren als auf dem Grill. Sie kann danach einfach wieder mit neuem Klebeband fixiert werden.
Der Stoff der Schallwand war so weit noch in Ordnung, wenn auch stellenweise ein bisschen fleckig. Im Eingebauten Zustand sieht man davon jedoch nichts mehr, da die Rippen des Grills vieles kaschieren.
Somit konnte ich mich mit dem Gehäuse einem weiteren unangenehmen Teil der Arbeiten zuwenden.
Auch wenn das Gehäuse noch in gutem Zustand war, als ich es bekam, so steht es in keinem Verhältnis zu dem, was ich daraus wieder machen konnte.
Der Lack war abgesehen von den üblichen Macken zum Glück nur sehr leicht rissig, allerdings an vielen Stellen recht matt und dreckig.
Nachdem ich einen Bekannten konsultiert hatte, der Malermeister ist, investierte ich eine weitere Woche darauf, den Lack mit Autolackpolitur zu bearbeiten. Auch hier war das Ergebnis beeindruckend!
Ich polierte in vielen Stunden eine bombenfeste Dreckschicht herunter, die in erster Linie aus Nikotin zu bestehen schien und erhielt einen Lack, der wieder wundervoll spiegelte und eine nicht geanhte Brillianz und Tiefenwirkung entfaltete! Davon abgesehen wurde er auch eine ganze Ecke heller. Es handelte sich also wirklich nur um Dreck und nicht um Abrieb am Lack selbst.
Nachdem nun alles gereinigt und wieder auf Glanz gebracht war, konnte ich an den Zusammenbau gehen.
Hierbei sind auch ein paar Tücken zu berücksichtigen, was ich im Folgenden bebildert erläutern will:
Bei der Montage der Bedienknöpfe ist darauf zu achten, daß Lautstärkepoti und die Achse für den Skalentrieb verschiedene Durchmesser haben (s. Bilder weiter oben). Die Knöpfe weisen entsprechende Bohrungen auf und es existiert eine längere Madenschraube für den hinteren Ring des Knopfes für den Lautstärkeknopf. Diese sollte unbedingt auch wieder dort eingesetzt werden.
Gleiches gilt für die Schrauben des Chassis: Auch hier ist eine der vier kürzer, damit sie nicht von unten am Trafo anstößt. Offenbar musste man durch die kompakte Bauweise bei den Schrauben einige Abstriche in der Austauschbarkeit in Kauf nehmen.
Die Montage der Seitenlautsprecher erfolgte so, wie ich sie vorgefunden hatte, also den einen kopfüber. Im Prinzip ist es egal und bei rm.org finden sich auch andere Varianten, aber so schien es bei meinem Gerät original zu sein und ich bin bei so etwas penibel.
Nachdem die Lautsprecher alle wieder angeschlossen waren, fehlte noch die Bodenplatte.
Auch hier stellte ich mich entweder zu doof an oder es handelt sich um eine ziemliche Fehlkonstruktion:
Die Bodenabschirmung wird mit zwei Spannpratzen fixiert, die sich wie auch in der Rückwand in Langlöchern verschieben lassen.
Im Gegensatz zu den bekannten und wirklich guten Konstruktionen an Rückwänden, sind die Spannpratzen hier allerdings so tief, daß sie gar nicht mit der Zahnung ins Holz eingreifen, sondern nur über die Schräge im Blech an der Holzkante halten, was selbst bei optimaler Einstellung eine ziemlich wacklige Angelegenheit ergibt.
Es ist darauf zu achten, daß unter einer der Schrauben auch das Massekabel angeklemmt wird. Weiterhin hat auch die Bodenplatte durch zwei abgeschrägte Ecken eine Orientierung, sodaß sie nicht mit den Unterlegscheiben der Chassisschrauben kollidiert.
Bei der Sichtkontrolle vor dem Probelauf fiel noch auf, daß die Fassung der EM80 direkt am Lautsprecherkorb anlag, was konstruktiv anscheinend auch so gedach ist. Zur Vermeidung von Kurzschlüssen war demnach wohl die Gummitülle um die Fassung gedacht, doch war diese ob ihres Alters brüchig geworden und so musste ich eine andere Isolation vorsehen.
Ich schnitt mir ein kleines Stückchen einer schwarzen Hartschaumplatte ab und fixierte sie mit Textilklebeband am Lautsprecherkorb. So war eine gute Isolation gewährleistet und optisch wirkt es zeitgenössisch.
Auch die Vorwiderstände am UKW-Tuner musste ich etwas zurechtbiegen, damit sie nicht an die Halterung des Seitenlautsprechers kamen:
Nun fehlte nur noch die Rückwand.
Bis auf das etwas aufgeweitete Loch für den hineingefummelten Druckschalter war die Rückwand zum Glück in gutem Zustand. Es waren keine Feuchteschäden oder dergleichen zu sehen und sogar der originale Schaltplan war noch in der Tasche!
Das Gerät ist für eine DIN-Buchse für TB-Betrieb vorbereitet, die in die Pertinaxplatte für den TA-Anschluss eingenietet werden konnte. An der Rückwand befindet sich dafür ein vorgestanzter Ausschnitt, der hier zum Glück noch unberührt war.
Ich pinselte den Staub ab und baute sie wieder ein. Auch hier ist auf eine gute Ausrichtung zu achten, damit die Löcher sich gut mit den Buchsen auf der Chassisrückseite decken. Die Schleife in der Antennenleitung ist übrigens eine Anpassleitung, die man einfach so lassen sollte, wie sie ist.
An dieser Stelle gilt mein Respekt allen Lesern, die bis zu diesem Punkt durchgehalten haben.
Reparaturberichte, die ich wie diesen während den Arbeiten schreibe, sind meist deutlich detaillierter und langatmiger, damit alle Schritte möglichst gut nachvollziehbar sind, falls sie jemandem als Leitfaden dienen.
Was soll ich sagen... so einfach und schön, wie ich es mir am Anfang gedacht hatte, wurde diese Restauration dank des zu flickenden Ratiofilters dann doch nicht.
Zwischenzeitlich war ich entschlossen, das Radio zu schlachten, da ich auf das Ratiofilter keinen Pfifferling mehr gegeben hätte.
Dass dann doch noch alles so gut klappte, ist umso erfreulicher. Besonders positiv überrascht war ich davon, was sich aus dem Gehäuse und den Anbauteilen noch machen ließ und auch die Empfangsleistung und der Klang sind für ein so kleines Gerät durchaus beeindruckend.
Wenn man sich die Schaltung ansieht, dann handelt es sich eigentlich um ein Rondo, das man in ein kleineres Chassis gestopft und mit einer etwas abgespeckten Endstufe versehen hat.
Auch wenn es sich nicht um einen Ruinenaufbau wie beim Rondo 55 TS handelte, so hat es alles in allem Spaß gemacht und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Hier noch ein paar Impressionen des fertigen Gerätes: