Modell: Philips AG2113 "Hutschachtel"
Baujahr: 1954-58
Röhren: ECB41, EL41
Kreise: keine
Preis: 37,50€
Anschaffung: 31.08.14
Fertigstellung: 02.01.16
Bänder: keine
Gehäuse: Holz, Lederimitat
Antennen: keine
Abstimmung: keine
Klangregister: Tonblende
Touren: 78, 45, 33
Link zu rm.org: AG2113
Da ich so eine Hutschachtel schon immer mal haben wollte, nicht nur wegen der Optik, sondern auch wegen der Möglichkeit, meine Schellackplatten darauf elektrisch abzutasten, ersteigerte ich dieses Modell bei Ihbäh. Da die Restaurierung solcher Geräte oft recht aufwändig ist, war ich gespannt, was das Ding noch hergeben würde.
Als es dann ankam war ich trotz des nicht unbedingt guten Gesamtzustands recht froh, da es mich auch deutlich schlimmer hätte treffen können.
Da das alles aber noch weit vor meinem ersten Radio war und ich gerade die Grammophone für mich entdeckt hatte, traute ich mich nicht, einen Probelauf zu machen.
So fuhr ich damals in die nächste Stadt, in der es seinerzeit noch ein kompetentes Elektronikgeschäft gab um Ersatzteile zu beschaffen.
Schnell waren die wenigen Kondensatoren (in diesem Falle Wima Knallbonbons) getauscht und eigentlich hätte es losgehen können, aber zwei Umstände hielten mich von einem Versuch ab:
1.) der defekte Tonkopf (diese Kristallsysteme sind fast immer hinüber) und
2.) meine Angst/Inkompetenz und mangelndes Vertrauen in meine Lötkünste und die Fähigkeit, einen Schaltplan richtig zu interpretieren.
Im Nachhinein betrachte ich das auch als kluge Entscheidung - die Lötstellen sahen wirklich ziemlich verboten aus...
So stellte ich das Gerät erstmal in eine Ecke meines damals noch beinahe leeren Bastelkellers und wartete, bis sich eine entsprechende Reife einstellen würde.
Über die Zeit häuften sich einige Geräte an und der Plattenspieler ward vergessen.
Bei einer Aufräumaktion kam er wieder ans Tageslicht und nun war ich gewappnet.
Ich schraubte ihn nochmals auf um meine Arbeit von damals zu überprüfen und bereiningte einige Fehler. Dann ging ich damit erstmals seit ~50 Jahren wieder langsam ans Netz. Und siehe da: Er funktionierte einwandfrei!
Dieses Datum setzte ich dann auch als Fertigstellung fest.
Ich hatte Schwein, da das Reibrad noch rund und geschmeidig war, da es, wenn es bei Nichtbenutzung des Geräts nicht in der 0-Stellung des Tourenwählers vom Plattenteller weggeklappt wird, eine Delle bekomt und folglich der Antrieb eiert.
Dann folgten noch ein paar kosmetische Arbeiten.
Die alte Gummimatte klebte am Plattenteller und flog direkt raus. Ersatz muß ich alledings erst noch beschaffen. Ein neues Abtastsystem hatte ich längst da.
Ich schloß noch den Netzstecker sauber an, was mein Vorgänger wohl versäumt hatte und besah mir einmal den Lautsprecher. Eine interessante Konstruktion - die Spule sitzt bei dieser Bauweise vor der Membrane und zieht den Kern an, statt ihn abzustoßen.
Der Klang ist dabei für ein so einfaches Gerät erstaunlich gut. Auch die sog. Tonblende tut ihr Übriges.
Ich ölte noch die Mechanik und schraubte die Kiste wieder zu.
Wie ich das Gehäuse wieder sauber bekommen soll, ohne das überaus billige Kunstleder zu beschädigen, ist mir noch schleierhaft, aber auch dafür wird sich eine Lösung finden.
Auch der eine Lederriemen der Griffbefestigung ist gerissen; damit werde ich wohl mal eine Sattlerei aufsuchen.
Insgesamt ein Gerät mit Spaßfaktor, aber teilweise lohnt die Restaurierung den Gerätewert nicht. Gut für die Platten ist er mit über 25g Auflagegewicht auch nicht gerade.
... sieht er momentan fast genauso aus. Wenn ich das Kunstleder auf Vordermann gebracht habe, folgen entsprechende Bilder.