Loewe Opta Meteor

Modell: Loewe Opta Meteor 2781W

Baujahr: bzw. sogar Baudatum: 14.02.58

Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EM80

Kreise: 12FM/8AM

Kaufpreis: 379,-DM

Anschaffung: 1958

Fertigstellung: 19.03.16

Bänder: UKW, MW, LW, KW, (TA, TB)

Gehäuse: Holz

Antennen: UKW-Gehäusedipol, dreh- und zuschalbare Ferritantenne

Abstimmung: AM: Drehko

                           FM: Drehko

Klangregister: Sprache, Solo, Bass, Jazz, 3D

reparaturbericht

Dies war das erste Röhrenradio, das ich in meinem Leben je zu Gesicht bekam und auch das einzige, das sich schon seit Kauf ununterbrochen täglicher Benutzung durch unsere Familie erfreute.

Daher habe ich auch das Glück, seine Geschichte lückenlos zu kennen:

Im Jahre 1958, als mein Großvater in Kassel ein Feinkostgeschäft führte, das aufgrund des Wirtschaftswunders auch hervorragend lief, befanden sich meine Großeltern in der angenehmen Lage, nicht auf jeden Pfennig achten zu müssen und konnten sich einige Luxusgüter leisten. Dazu zählte seinerzeit eben auch eine moderne Musikanlage, die in diesem Jahre in Form des Radios mit der dazu gehörigen Kuba Truhe Einzug in deren Wohnung hielt.

Ohne Frage zwei Spitzengeräte, die ein findiger Verkäufer meinem Großvater da aufschwätzte...

So standen sie beinahe drei Jahrzehnte lang in Kassel und wurden regelmäßig dazu verwendet, die heißgeliebten Schlagerplatten wiederzugeben, die sich aus nostalgischen Gründen auch heute noch so in der Truhe vorfinden lassen.

Dann kam jedoch die Zeit, in der sich mein Opa eine "moderne" Anlage mit einem Thorens Plattenspieler zulegte, und die alten Musikmöbel gerieten in Vergessenheit, bis eines Tages die Truhe auf den Speicher wanderte, wo sie allerdings von mir persönlich wieder ausgegraben wurde, und mein Vater das Radio zu sich nach Hause mitnahm.

Bis zum Jahr 2012 stand es in dessen Arbeitszimmer und wurde gelegentlich genutzt, um die Nachrichten oder Ähnliches zu hören. Als Kind machte es mir immer enormen Spaß, auf den großen Gebißtasten herumzudrücken.

Danach ging es in meinen Besitz über und auch ich genoß bis 2013 die Klänge aus dem wunderschönen und gut erhaltenen Gerät.

Der Super-Gau ereignete sich in einer Herbstnacht, als es draußen fürchterlich stürmte. Das Radio stand unter einem Dachfenster in meinem Zimmer, das bis dahin auch immer dicht gewesen war.... Am Morgen fand ich Teile meiner Schallplattensammlung und das Radio in einer Wasserlache wieder. Die verheerenden Folgen dokumentieren diese Bilder:

Mein Musikregal mit Wasserschutzmaßnahmen nach der ersten Nacht..... Die rote Kiste war halb voll!
Mein Musikregal mit Wasserschutzmaßnahmen nach der ersten Nacht..... Die rote Kiste war halb voll!
Verschiedes aus dem Katastrophengebiet beim Trocknen.
Verschiedes aus dem Katastrophengebiet beim Trocknen.
Ein zutiefst deprimierender Anblick der rechten Gehäusehälfte im noch nassen Zustand. Im Glas befindet sich Salz.
Ein zutiefst deprimierender Anblick der rechten Gehäusehälfte im noch nassen Zustand. Im Glas befindet sich Salz.
Auch die Oberseite blieb nicht verschont. Hier auch im Kontrast zum noch guten Lack.
Auch die Oberseite blieb nicht verschont. Hier auch im Kontrast zum noch guten Lack.

Da ich damals noch keine Ahnung von diesen Geräten hatte, ließ ich danach erstmal ein paar Wochen die Finger davon, obwohl das Innenleben größtenteils verschont geblieben war.

Dann startete ich einen ersten Versuch und siehe da: Das Wasser hatte der Funktion nicht geschadet.

So hörte ich damit auch noch bis Ende 2014 - dann kam jedoch das Unvermeidliche: Auch das beste Radio gibt nach 60 Jahren einmal den Geist auf, auf UKW brummte und krachte es nur noch.

Zu dieser Zeit hatte ich mich schon mit der Technik beschäftigt, jedoch zuerst Wichtigeres zu tun, wodurch das Gerät vorerst im Keller Platz nahm.

Es wurde nach und nach zu einem "Zwischen-Tür-und-Angel-Projekt". Immer wenn ich zwischendurch mal Zeit hatte, kramte ich es hervor und schrieb und machte ein paar Kleinigkeiten. Meist beschränkte sich das auf das Wechseln eines einzelnen Kondensators oder ähnliches.

Am 19.03.16 jedoch überkam mich der Tatendrang und so wanderte es erneut auf meinen Arbeitstisch und ich vollendete zunächst die Kondensatorkur, da das früher oder später sowieso hätte sein müssen.

In der Hoffnung, daß der Fehler damit vielleicht schon behoben sei, schaltete ich das Gerät nach nur einer Stunde Arbeit erneut an und hatte Glück.

Wo nun der ursprüngliche Fehler saß, weiß ich bis heute nicht, allerdings nehme ich stark an, daß irgendein Koppelkondensator das Zeitliche gesegnet hatte, da die Symptome recht eindeutig dafür sprachen.

Inzwischen hat es wieder auf der Musiktruhe Platz gefunden.

So sind die beiden nach gut 40 Jahren wieder funktionsfähig vereint. Fast möchte man etwas sentimental werden...

 

Von der optischen Aufarbeitung lasse ich die Finger, da das Wasser auch ins Furnier eingezogen ist und ich mit Gehäuserestaurierungen auf Kriegsfuß stehe.

Eventuell nimmt sich dem einmal eine befreundete Schreinerei an.