Modell: APM 723 Sat
Baujahr: 1995 (?)
Röhren: M14-120A1W
Anschaffung: 2017
Fertigstellung: 17.06.21
Gehäuse: Stahlblech
Frequenzbereich: 47 - 2050 MHz
Bildschirm: 5,2" (13 cm)
Speicherplätze: 64
Akku: 12V / 6 Ah (Blei/Säure)
Link zu rm.org: APM 723 Sat
Dieses Gerät erhielt ich aus der Firma eines Familienmitgliedes, nachdem es durch die Abschaltung analoger TV-Sendungen praktisch wertlos geworden war.
Wenn ich richtig informiert bin, hatte es zum Anschaffungszeitpunkt einmal um die 2.000 DM gekostet.
Wie dem auch sei, es landete jedenfalls bei mir.
Zwar hatte ich keine genaue Vorstellung davon, was ich damit eigentlich wollte, aber ich fand das Gerät irgendwie interessant und spekulierte darauf, damit vielleicht einmal Radioantennen ausmessen zu können.
Zu meiner Ernüchterung stellte ich allerdings schon beim ersten Probelauf fest, daß die Bildröhre keinen Muckser von sich gab, was allein deshalb schon ärgerlich ist, weil die Diagramme des Spektrumanalysators darauf dargestellt werden.
Da ich damals keine Ahnung und außerdem Angst vor den Spannungen an Bildröhren hatte (was wohl zu diesem Zeitpunkt auch meiner Gesundheit zuträglich war), ließ ich die Finger davon.
2021, gerade frohen Mutes durch die Reparatur meines HM312S, wanderte es dann endlich auf die Werkbank.
Den Schraubenlöchern am Gehäuse war schon anzusehen, daß ich beim besten Willen nicht der erste war, der sich an dem Gerät zu schaffen machte.
Nun, alles andere als mein Fachgebiet...
Daher war ich heilfroh, daß bis auf die Darstellung alles zu funktionieren schien, denn im HF-Teil hätte ich bei dieser modernen Technik keine Fehlersuche betreiben können.
Außerdem ist oben auf dem Bild schön zu sehen, daß das Gehäuse an der Front mal die Nase eingedrückt bekommen hat. Das korrigierte ich später vorsichtig, um die Bildröhre nicht zu beschädigen.
Zu meiner Freude ist das Gerät logisch und servicefreundlich aufgebaut - jede funktionelle Einheit hat ihre eigene Platine, die alle weitestgehend gut zugänglich sind.
Weniger erfreulich war allerdings, daß ich keinerlei Schaltungsunterlagen auftreiben konnte.
Zunächst fiel mir ins Auge, daß die Bildröhre nicht geheizt wurde. Somit war es also kein Wunder, daß nichts zu sehen war.
Um einen Heizfadenbruch ausschließen zu können, was jegliche nachfolgende Reparatur ausgeschlossen hätte, hängte ich mein Netzgerät an die Röhre.
Hierbei handelt es sich übrigens um eine wirklich putzige SW-Fernsehbildröhre mit magnetischer Ablenkung. Der Zeilentrafo ist auf dem Bild oben nicht gut zu erkennen.
Bemerkenswert fand ich, daß sie einen Pico-7-Sockel hat, der in der Mitte für den Pumpstutzen hohlgebohrt ist.
Da ich nicht einmal die Heizspannung für dieses Kuriosum kannte, tastete ich mich vorsichtig heran. Als bei 6 V noch nichts zu sehen war ging ich vorsichtig höher und stelle fest, daß die Kathode bei 12 V einen gesunden orangeroten Farbton annahm. Das passte zu der Akkuspannung des Gerätes, was logisch erschien, da die Röhre so direkt aus der vorhanden Spannung geheizt werden konnte.
Das war schon mal erfreulich, da es somit Reparaturaussichten gab.
Eine Messung an der Röhrenfassung ergab, daß die 12 V dort natürlich fehlten - welch Wunder.
Da ich nicht damit rechnete, daß die 12 V auf der Fernsehplatine noch großartig aufbereitet würden, maß ich direkt die Eingangsspannung des gesamten Fernsehteils, oder versuchte dies zumindest, denn es war keine da.
Also schraubte ich den Blechkäfig auf, unter dem sich das Netzteil verbarg und öffnete damit, ohne es zu ahnen, die Büchse der Pandora. Darunter kamen zwei Platinen zum Vorschein, die unübersehbar Schaltnetzeile beherbergten.
Meiner bescheidenen Meinung nach sind Schaltnetzteile das Hinterletzte. Nicht nur, daß sie in den meisten Fällen völlig ungenügend gesiebt und geschirmt sind und alles mit Störungen vollseuchen, nein, sie enthalten auch ungefähr das zwanzigfache an Bauteilen, die ungleich Komplexer sind als ein Linearnetzteil und wunderbare Möglichkeiten des Defektes bieten, die sie auch bei jeder unpassenden Gelegenheit wahrnehmen.
Unnötig zu erwähnen, daß meistens die billigsten Teile verwendet werden, die der Markt zu bieten hat und am besten auch noch in SMD ausgeführt sind, sodaß man auch bloß nichts mehr daran machen kann.
Gäbe es Vodoopuppen für Schaltnetzteile, so würde ich sie vermutlich in gaaaanz kleine Stücke häckseln und anschließend einäschern.
Es tut mir leid, aber das musste einfach mal gesagt werden.
Mit einer der Gründe, warum ich eigentlich nicht an modernen Geräten arbeite.
Die erste Platine setzt die Netzspannung auf 12V herab, womit einerseits der Akku geladen und andererseits das zweite Netzteil versorgt wird, das daraus diverse Sekundärspannungen produziert und auch 12 V für den Fernsehteil abgeben soll.
Das erste Netzteil gab seine 12 V ab, wie es sein sollte und das zweite Netzteil lieferte auch alle anderen Sekundärspannungen, weshalb auch die restliche Schaltung arbeitete.
Nur die 12 V, die rechts unten im Bild an dem weißen Doppestecker anliegen sollten, fehlten.
Da ich wie gesagt keine Unterlagen hatte und die Leiterbahnen auf dieser mehrlagigen, vollgestopften und teilweise SMD-bestückten Platine unmöglich nachzuverfolgen waren, blieb mir fast nur die Spekulation.
Nachdem ich nur einen dickeren Trafo auf der Platine sah, ging ich davon aus, daß die 12 V für den Fernsehteil nur gesiebt, stabilisiert und dann durchgeschleift würden.
Diese Annahme freute mich zuerst, weil sie mir die Arbeit mit einem Schaltnetzteil ersparte, sollte sich später allerdings als falsch herausstellen.
Den Ringkerntrafo in der Mitte hielt ich zu diesem Zeitpunkt noch für eine Drossel.
Da die Elkos auf der Platte noch keine sichtbaren dicken Backen gemacht hatten und in der Schaltung gemessen auch keine abstrusen Testbilder auf dem Komponentester produzierten, widmete ich mich zunächst den Halbleitern.
Diese waren nur im ausgelöteten Zustand zu messen, was bei dieser mehrlagigen Platine, bei der man ziemlich schlechtes Lot verwendet hatte, alles andere als eine Freude war.
Allerdings fand ich auch hier keine auffälligen Defekte. Als nächstes nahm ich mir die zwei Relais vor, von denen ich vermutete, daß eines davon vielleicht die 12 V an die Bildröhre durchschalten würden und vielleicht verbrannte oder verklebte Kontakte haben könnte.
Das Auslöten war eine helle Freude und um hineingucken zu können, musste ich sie sogar rundherum aufsägen. - Natürlich sahen sie aus wie neu und auch die Treibertransistoren waren in Ordnung.
An diesem speziellen Punkt war dann erst mal Ebbe. Es hatte sich schon der Gedanke in mein Gehirn geschlichen, vielleicht einfach ein 12 V-Linearnetzteil mit einzubauen, aber das war mir zu unelegant.
Beim etwas lustlosem Herummessen stellte ich dann fest, daß zum Einschalten des Gerätes ja eine Regelspannung nötig war, die ich dann bei den folgenden Tests auch anlegte - ohne Erfolg.
Da mir die Elkos noch nicht ganz koscher erschienen kam ich nicht umhin, sie außerhalb der Schaltung zu messen und somit einen nach dem anderen auszulöten.
Hier war mir das Glück allerdings ein wenig hold: Schon beim dritten dicken Elko, einem 2200 µF von Roederstein verbreitete sich beim Auslöten ein dezent fischiger Geruch - Bingo!
Als ich ihn dann in der Hand hatte, sah ich, daß er sich schon erbrochen hatte. Wer kann es ihm verübeln, der er Teil einer solchen Schaltung sein musste...
Interessanterweise waren weder die Kapazität, noch der ESR-Wert auffällig.
Ich reinigte also die Platine vom ausgelaufenen Elektrolyt, der sich zum Glück noch nicht in die Leiterbahnen hineingefressen hatte und lötete einen neuen Elko ein.
Und siehe da: 12,05 V Leerlaufspannung am Ausgang.
So baute ich alles wieder zusammen und wurde mit einem herrlichen Schneegestöber auf dem Bildschirm belohnt.
Auch wenn es eigentlich Sünde und Schande ist, so ein schönes Gerät nicht in seinem vollen Funktionsumfang auszukosten, lässt sich dies in Zeiten rein digitaler Fernsehübertragung leider nicht vermeiden.
Ein späterer Test mit einem ganz normalen UKW-Dipol ergab allerdings, daß das APM auch nach all der Zeit noch tut, was es soll. Ich konnte die Antenne ohne Probleme ausmessen und auch die Darstellung des Spektraldiagramms klappte auf Anhieb.
Zu guter Letzt steckte ich noch die völlig verdreckte Tasche in die Waschmaschine und hatte wieder ein voll funktionsfähiges Antennenmessgerät, das leider nur noch selten zum Einsatz kommen wird...
Auf alle Fälle ein interessantes Stück Messtechnik.