Modell: Saba Triberg 11
Baujahr: 1961/62 (Dieses Exemplar 24.01.61)
Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL95, EM84
Kreise: 6 AM, 9 FM
Kaufpreis: 0,- €
Damaliger Preis: 289,- DM
Anschaffung: 05.09.22
Fertigstellung: 21.05.24
Bänder: LW, MW, UKW (auch erhältlich als 11 K, dann mit Kurzwelle statt Langwelle)
Gehäuse: Holz
Antennen: UKW-Gehäusedipol
Abstimmung: AM: kapazitiv
FM: induktiv
Klangregister: Höhen- und Bassregler
Link zu rm.org: Saba Triberg 11
Dieses Gerät bekam ich zusammen mit anderen, wie z.B. auch dem Grundig 2140 von einem Bekannten aus dem Nachlass seines Vaters. Tatsächlich nehme ich an, daß es sich bei einem der Geräte auch um die Antwort auf das jeweils andere handelt. Beides sind Radios aus dem Niedrigpreissektor in ähnlichem Design der frühen 60er.
Mit EL95-Endstufe, fehlender Ferritantenne und optionaler Kurzwelle hatte man das damals verträgliche Minimum konstruiert. Eine Neuerung war hierbei sicher auch die erstmalige Anwendung der Leiterplattenbauweise, die die Fertigung zusätzlich vergünstigte.
Ich möchte nicht so weit gehen, das Saba mit dem Grundig zu vergleichen, denn es ist noch immer deutlich hochwertiger verarbeitet, aber zumindest optisch finde ich es noch mal eine Klasse hässlicher als das 2140.
Tatsächlich handelte es sich um das erste Gerät in meinem Besitz, daß ich allein ob seiner netzhautquälenden Eigenschaften für eine Schlachtung in Betracht gezogen hatte. Wie üblich brachte ich es aber nicht über mich und so stand es ziel- und planlos bei mir herum.
Ganz ähnlich wie beim 2140 ergab sich ein glücklicher Zufall, als eine Bekannte es an meiner Geburtstagsfeier in der Ecke vor sich hinstauben sah. Zu meiner Erschütterung fand sie es optisch ganz reizend. Gegen Geschmacksverirrung ist eben noch kein Kraut gewachsen...
Aber wie dem auch sei, mir kam das alles sehr gelegen. Wir einigten uns darauf, daß ich den Kasten überholen sollte, womit ich nicht nur diesen Makel aus meiner Wohnung tilgen konnte, sondern vielmehr auch ein Geburtstagsgeschenk für dieses Jahr hatte. Zwei Klappen mit einer Fliege oder so ähnlich.
Nachdem ich meine damalige Warteschlange an Reparaturen abgearbeitet hatte, begann ich im März 2024 mit der Überholung. Die erste Bestandsaufnahme war zumindest äußerlich sehr ernüchternd. Neben reichlich Fliegendreck war das Gehäuse über und über mit Staub, toten Motten, Farbspritzern und Dreck bedeckt. Immerhin war das Skalenglas intakt, alle Knöpfe vorhanden und der Apparat auch sonst vollständig. Ganz offenbar handelte es sich um ein Werkstatt- oder Garagenradio. Der Plastikrahmen hatte mal Verdünnung abbekommen und auf der rechten Seite hatte der Lack ein Brandloch von einer Kerze, einem Brenner oder ähnlichem.
Ich begann wie üblich damit, das Chassis auszubauen und eine Bestandaufnahme zu machen. Bis auf eine per Lüsterklemme geflickte Lautsprecherleitung, wie man sie fast in jedem zweiten Radio dieses Alters findet, war zumindest alles im Originalzustand. Weiterhin bot sich dem Auge noch eine erfreuliche Überraschung: Neben dem Schwungrad waren nicht nur die Röhren-Garantiekarten, sondern auch die originale Servicebroschüre mit Schaltplan und Abgleichanweisung eingelegt. Das ist dann schon seltener der Fall.
Das Chassis beraubte ich zuerst seiner Knöpfe, Tasten und Skalenscheibe und begann mit einer gründlichen Reinigung. Im Inneren war es ähnlich schlimm.
Meine erste Handlung das elektronische Innenleben betreffend bestand in der Beseitigung von C 51, dem "Trafokiller" mit 4,7 nF. Er sitzt wie bei Saba üblich hinter der Trägerplatte des Spannungswählers.
Der Austausch aller fragwürdiger Kondensatoren ging erfreulich leicht von der Hand. Die Leiterplattenbauweise schafft recht viel Raum unter dem Chassis und zu meiner äußerst positiven Überraschung hoben sich die Leiterbahnen und Lötaugen nicht direkt vom Pertinax ab, wie man es bei diesen frühen Platten eigentlich gewohnt ist.
Zu meiner weitergehenden Faszination trug auch bei, dass der Becherelko sich messtechnisch als kerngesund erwies und sogar der berüchtigte dreipolige Saba-Netzschalter noch in bester Verfassung war. Vermutlich wurde das Gerät über eine Steckerleiste ein- und ausgeschaltet oder dergleichen.
Etwas antiklimatisch war, daß das Radio gleich beim ersten Test anstandslos funktionierte. Sogar der originale Gleichrichter machte noch einen guten Eindruck, was ich schon länger nicht mehr hatte. Normalerweise werfe ich sie beim geringsten Anzeichen von Altersschwäche raus. Die Einweggleichrichtung bei diesem Modell ist sicher kein Aushängeschild, aber entgegen der üblichen Saba-Manier ist der Netztrafo offenbar ausreichend dimensioniert. Er wird auch im Dauerbetrieb nur handwarm.
Ein wie ich fand ganz nettes Detail war die Skalenlampe. Offenbar handelte es sich um die Erstausstattung ab Werk, denn das Glas war milchig beschichtet und ließ nur nach unten einen kleinen Spalt klar, sodass außerhalb des direkt ausgeleuchteten Bereich ein diffuses Licht entsteht. Das hatte ich bisher auch noch nicht gesehen. Da sie noch funktionierte, ließ ich sie an Ort und Stelle.
Um wenigstens das Gefühl zu haben, meine Arbeit gründlich gemacht zu haben, reinigte ich noch die Kontaktleisten des Tastensatzes, was überraschend gut ging. Nach dem Lösen einiger Schrauben ließen sich die Schieber einfach aushängen und putzen. Der etwas billige Aufbau begünstigt jedenfalls die Zugänglichkeit. Nachdem ich den Mechanismus der Musik/Sprache-Taste neu geschmiert hatte, rastete diese auch wieder sauber ein.
Ich verpasste dem Gerät noch ein Netzkabel (das alte war abgeschnitten), ersetzte die Sicherung und baute eine neue Lautsprecherleitung ein. Damit war der elektrische Teil soweit erledigt. Sogar die EM84 war noch ganz gut in Schuß.
So hatte ich keine Ausrede mehr, die Arbeiten am Gehäuse weiter zu prokrastinieren...
Ich kehrte das Gehäuse mit einem großen Pinsel aus und begann, die Schallwand und den Plastikrahmen, der sich in besonders üblem Zustand befand, zu demontieren. Fairerweise muss ich einräumen, daß dies hier recht einfach ging, da alles nur geschraubt ist. Etwas aufpassen muss man nur mit der Anzahl und Dicke der untergelegten Pertinaxplatten. Diese sollte man sich genau notieren, da die Positionierung kritisch ist.
Das Gehäuse hat einen Hochglanzlack, der mit allerhand Dreck verschiedenster Art bedeckt war. Mit Abstand am hartnäckigsten waren Spritzer und Flecken einer olivgrünen Farbe, die ich für irgendeinen Militärlack halte. Zunächst schabte ich also alles vorsichtig mit einer Rasierklinge ab und polierte den Lack dann in mühsamer Handarbeit durch. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Gegen das Brandloch war ich allerdings leider wehrlos und so blieb es, wo es war.
Ein weitaus größeres Problem war der Platikrahmen. Wie weiter oben erwähnt war er nicht nur mit dem gleichen Gemisch an Farbspritzern und Dreck gesprenkelt, vielmehr war an einigen Stellen auch mal Aceton, Verdünnung oder ähnliches über den Kunststoff gelaufen und hatte dunkle, raue Stellen hinterlassen. Hier war guter Rat teuer. Alles begann mit einer Reinigung in der Duschwanne:
Wie sich herausstellen sollte, bestand der teure Rat einfach nur aus mühseliger Arbeit. Ich behandelte die getrübten Stellen mit einem Glasfaserpinsel (feines Schmirgelpapier geht sicher auch) und polierte mir danach die Finger wund. Bis die ganze Maske wieder auf Vordermann war, war ich eine Woche lang jeden Abend beschäftigt, aber es lohnt sich. Der alte Kunststoff glänzt wieder wie eine Speckschwarte. Sogar der braune, matte Streifen an der Unterseite ließ sich aufpolieren.
Erheblich unkritischer war hingegen die Messingleiste, die die Skala von der Schallwand absetzt. Dreimal durch einen Lappen mit Politur gezogen und das Stück sah aus wie neu...
Die sehr dicke Schicht an Zaponlack darauf tat wohl ihr übriges. So war das Metall selbst nicht korrodiert.
Es folgte eine Premiere für mich. Die Schallwand sah übel aus. Wie durch Magie war sie zwar von Farbe verschont geblieben, aber dafür immens verqualmt. Der Stoff war mehr braun als sonstwas. Auch wenn ich schon viele Rauchergeräte auf dem Tisch hatte, so schlimm hatte ich das noch selten gesehen.
So kam ich also zum ersten Mal in die Verlegenheit, einen Schallwandstoff von der Trägerplatte abzunehmen und ihn zu waschen. Reinigungen auf der Platte hatte ich in der Vergangenheit schon gemacht (s. Rondo 55 TS), aber das war neu.
Zum Glück ließ der Stoff sich ganz gut abziehen und ich unterzog ihn diversen Wäschen mit Waschmittel, Chlorreiniger und Seife. Das Ergebnis ist nicht optimal, aber besser ging es nicht. Leider ist der Schallwandstoff recht extravagant. Wenn ich mal einen passenden finde, werde ich ihn vielleicht noch mal austauschen.
Da ich schon oft von Problemen mit schrumpfenden und sich verziehenden Stoffen gelesen hatte, entschloß ich mich, den Stoff feucht auf die Schallwand aufzuziehen. Hierzu bestrich ich diese hauchdünn mit verdünntem Weißleim, damit sich nichts durch den Stoff drückt.
Und tatsächlich, die Schauergeschichten haben ihre Berechtigung. Obwohl ich die Reinigung nur mit kaltem Wasser vollzogen hatte und den Stoff nachher versucht hatte, in alle Richtungen zu ziehen, war er ein erhebliches Stück eingegangen. Zum Glück reichte es gerade noch so, um ihn später hinter dem Rahmen verschwinden zu lassen. Das Webmuster wieder rechtwinklig aufzubringen erforderte auch einiges Gezuppel. Um den Trocknungsvorgang kontrollieren zu können, föhnte ich den Kleber auf der Platte trocken.
Auch die Montage der Schallwand ging nicht so leicht von der Hand, wie ich gehofft hatte. Die zunächst sehr simpel anmutende Verschraubung per Winkeln erzeugte beim Wiedereinbau einige Unwegsamkeiten. Aus irgendwelchen Gründen - ich nehme an, die Schallwand hat sich etwas verzogen - ergab sich ein recht breiter Spalt zwischen Zierleiste und Schallwand. Dies hätte am Ende ein sehr unschönes Bild ergeben, da die Skalenlampe einen Lichtstreifen auf die Schallwand geworfen hätte. Da ich das Problem nicht ohne weiteres in den Griff bekam, kaschierte ich die Spalte von unten mit schwarzem Textilklebeband, was im Endergebnis nicht mehr auffällt.
Der nächste Arbeitsschritt galt den Knöpfen und Tasten. Die Bedienelemente waren samt und sonder in ähnlich bemitleidenswertem Zustand wie der Rest. Die Tasten sind nicht verklebt, sondern mit kleinen Federn an den Schalthebeln befestigt. Durch Zusammendrücken der Federn lassen sie sich abziehen und werden nachher einfach wieder aufgesteckt. Ob ich das System gut finde weiß ich noch nicht. Zwar haben alle Tasten überlebt, aber man braucht schon ein Maß an Kraft, das mir in Verbindung mit altem Kunststoff widerstrebt.
Die Knöpfe sind nicht klassisch mit Madenschrauben befestigt, sondern mit Ringfedern fixiert, was ich eigentlich ganz angenehm fand, da sie sich einfach abziehen ließen. Allerdings möchte ich mir lieber nicht ausmalen, was passiert, wenn diese Konstruktion auf der Achse festrostet.
Die Bedienelemente wurden wie üblich in Zahnersatzreiniger gereinigt und genau wie der Kunststoffrahmen poliert, da auch hier Verdünnung, Farbe und ähnliches Einfluss genommen hatten. Das Endergebnis ist herzeigbar, wie ich finde. Die Messingringe und -kappen nahm ich ab, polierte und lackierte sie und klebte sie wieder an. Das bisschen Zierrat, den dieses Gerät mitbringt muss man auf Vordermann bringen, sonst glänzt ja gar nichts daran...
Die (wirklich extrem hässliche) Skalenscheibe ließ sich erfreulich gut reinigen, da sie noch aus Glas ist. Ich putzte sie einfach mit Glasreiniger und damit war auch schon gut.
Die Montage erfolgt über Blechklammern, wobei auf die richtige Einbaulage der Gummiunterlagen zu achten ist, da diese sonst später hinter dem Rahmen hervorgucken. Außerdem sollte die Positionierung des magischen Auges kontrolliert werden. Die Fassung ist so angebracht, daß sie nur zwei Millimeter von einem Anodenspannungskurzschluss trennen.
Die roten Kunststoffreiter für die Höhen- und Tiefenregler müssen so ausgerichtet werden, daß die Endanschläge passen. Durch vorsichtiges Vorziehen der Knöpfe auf den Achsen kann man sich zahnweise an die korrekte Einstellung heranarbeiten, bis alles stimmt.
Nach einem Probelauf auf der Werkbank durfte das Chassis dann auch wieder ins Gehäuse einziehen. Hierbei ist neben der korrekten Positionierung der Skalenglasgummis vor allem darauf zu achten, daß es eine kürzere Schraube für das Chassis gibt. Diese muss in das Loch, hinter dem der AÜ sitzt. Wenn man hier nicht aufpasst, kann man in Sekunden die ganze Mühe der Restauration wieder zunichte machen, indem man sich eine Schraube in den AÜ dreht...
Es folgte noch der übliche mehrtägige Probelauf und die Montage der Rückwand. Diese war leider auch mit Farbkleksen überät und recht verzogen, aber daran konnte ich auch nicht mehr viel ändern.
Nun, was gibt es zu diesem Projekt noch zu sagen?
Zunächst einmal ist es immer besser, ein Gerät zu erhalten, als es in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Für mich war die Befreiung von dem Kasten in Form eines Geschenkes eine ausgesprochen elegante Lösung.
Ich hätte nicht gedacht, daß das restauratorische Ergebnis noch so gut werden würde. Daran, daß ich das Gerät vom Design her wirklich scheußlich finde, ändert sich aber dennoch nichts. Zum Glück muß es mir ja jetzt auch nicht mehr gefallen.
Auf der anderen Seite muss ich einräumen, daß der Apparat insgesamt sehr servicefreundlich war. Da hatte ich schon erheblich schlimmeres in den Fingern.
Im Betrieb ist das Gerät durchschnittlich empfangsstark, lässt aber NF-mäßig in meinen Ohren sehr zu wünschen übrig. Wenn man EL84-Endstufen gewöhnt ist, dann enttäuscht das kleine Saba, nicht nur in puncto ausgewogenes Klangbild, sondern auch auch in der Endlautstärke. Aber von einer EL95 darf man eben einfach nicht so viel erwarten. Mit recht weit aufgedrehtem Tiefenregler ist aber dennoch ein ganz annehmbares Radiohören möglich, im Gegensatz zu dem Grundig 2140, das ich vor einem Jahr überholt hatte.
Abschließend bin ich also froh, daß das Gerät genau den Weg nimmt, den es nun geht und hoffentlich noch lange seinen Dienst tut und der zukünftigen Besitzerin Freude bereitet.