Loewe Opta Luna 741W

Steckbrief

Modell: Loewe Opta Luna Plastik 741W

Baujahr: 1955/65

Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EM34

Kreise: 6 AM, 11 FM

Damaliger Preis: 279,- DM

Anlieferung: 2017

Fertigstellung: 11.02.2023

Bänder: LW, MW, UKW, (TA)

Gehäuse: Holz

Antennen: Gehäuse-Dipol, Ferritantenne (nicht dreh- und schaltbar)

Abstimmung: AM: kapazitiv

                           FM: kapazitiv

Klangregister: Höhen, Tiefen, 3D

Link zu rm.org: Loewe Opta Luna Plastik 741W

Reparaturbericht

Dieses Gerät gehört meinem (inzwischen ehemaligem) Nachbarn, der es in einem Lagerraum stehen hatte und sich wieder seiner erinnerte, als ihm zu Ohren kam, daß ich meine gesamte Freizeit in die Technik der glühenden Kolben versenkte.

Die Grundsubstanz wirkte äußerst solide: Es waren alle Anbauteile vorhanden und das Gerät wies keinerlei Zeichen von Verbastelung auf. Das Gehäuse war eingestaubt, aber ansonsten bis auf ein paar angelaufene Zierleisten in einem wirklich guten Zustand. Sogar die originalen Unterlagen waren dabei!

 

So trug ich es also nach Hause und nahm es unter die Lupe. Das Innenleben war extrem verstaubt und der Trafo hatte einen dunklen Kranz auf dem Isolierpapier... kein gutes Zeichen.

Ich tauschte die wichtigsten Kondensatoren, entfernte den Entstörkondensator am Netzeingang und legte es an den Regeltrafo. Bei etwa 50V prim. hörte ich ein Zischeln und die Vorschaltlampe glühte hell auf. Windungsschluß. Also musste ein neuer Netztrafo her. Um zunächst zu sehen, was noch alles im Argen lag, zimmerte ich provisorisch einen wahllosen Trafo hinein, um meinen Test fortsetzen zu können. Das Gerät kam relativ normal an der Spannung hoch, aber es gab keinen Mucks von sich. Eine kurze Brummprobe am TA-Eingang zeigte auch kein Ergebnis - die NF war also tot.

Ich weiß nicht genau, was mich damals ritt, aber irgendwie kam ich auf den Gedanken, der AÜ sei hinüber. Da dieses Gerät mit seiner Raumklangfunktion einen sehr speziellen AÜ benötigt, schien Ersatz aussichtslos, sodaß ich das Radio erst mal wieder in die Ecke stellte.

 

Jahre später - ich war inzwischen umgezogen und verlor langsam die Kontrolle über meinen Sammelwahn - fiel es mir wieder in die Hände und ich beschloß, daß eine Reparatur und die damit verbundene Rückgabe des Gerätes eine sehr elegante Lösung wäre, um ein wenig Platz zu schaffen.

 

Diesmal ging ich mit etwas mehr Ruhe und Augenmaß zu Werke. Im Alter wird man anscheinend doch weise ;)

Ich maß den AÜ noch mal in Ruhe aus und konnte keine allzu auffälligen Messwerte finden. Natürlich ist so eine Trockenmessung eines Trafos nur beschränkt aussagekräftig und ein Windungsschluss kam auch noch in Frage, hätte aber im Gegensatz zu einer Unterbrechung nicht zu dem Fehlerbild gepasst.

So gab ich erneut Strom auf das Radio und die bekannte Ruhe stellte sich wieder ein. Diesmal war der echte Fehler aber schnell gefunden. Die Brummprobe am g1 der EL84 zeigte nämlich sehr wohl ein Brummen. Also musste das Signal rund um die EABC80 oder im Tastensatz verlustig gehen. In der Erwartung einer defekten Röhre oder fehlerhaften Lötstelle kontrollierte ich die Spannungen an der EABC80 und siehe da: Die Anodenspannung fehlte gänzlich. Kein Wunder, daß kein Ton aus dem Lautsprecher kam.

Wie üblich hängt die Anode der E(AB)C80 hier mit an der Schirmgitterspannung der EL84, die direkt aus dem AÜ gewonnen wird. Da diese Spannung anstand, kam nur noch der 2 kΩ-Siebwiderstand in Frage.

Ein solch dicker 2 W-Drahtwiderstand verkokelt normalerweise im Überlastungsfall zuerst den Lack auf seiner Außenseite und sieht regelrecht gebraten aus, bevor er den Geist aufgibt. Nicht so hier. Ich lötete ihn aus und konnte optisch zunächst nichts auffälliges erkennen. Eine Messung zeigte aber eindeutig eine völlige Unterbrechung. Auf den zweiten Blick ließ sich ein kleiner Brandpunkt direkt an der einen Anschlusskappe erkennen, an der der Draht durchgebrannt war. Offenbar wurde das Teil sehr spontan überlastet oder der Draht hatte dort einfach eine Schwachstelle.

Wie dem auch sei, er war hinüber. Ich tauschte ihn gegen einen modernen 2,2 kΩ-Zementbunker mit 4 W und plötzlich hatte ich wieder eine NF.

Frittierter Netztrafo
Frittierter Netztrafo
Neuer Siebwiderstand
Neuer Siebwiderstand

Nachdem das Gerät also nun prinzipiell wieder funktionierte, wusste ich auch, daß ich keine Arbeit in eine Leiche investierte. So machte ich mich an die lästige Aufgabe des Trafowechsels. Entweder ziehe ich defekte Netztrafos an wie eine Seuche oder ich bin besonders empfindlich. Das war nun bereits der dritte Kandidat innerhalb eines halben Jahres...

Zum Glück fand ich einen Trafo in meinem Lager, der sowohl von den Spannungen, als auch von den mechanischen Maßen her gut passte. Ich feilte die Befestigungslöcher etwas auf, adaptierte den Spannungswähler auf den neuen Kern und schloss alles an. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es wäre der originale Trafo. Nur die Farbe des Isolierpapieres kommt nicht genau hin und die 150 V-Stellung musste ich mangels passender Anzapfung stilllegen.

 


Durch die Wiederverwendung der originalen Anschlussplatte fällt der neue Trafo auf den ersten Blick überhaupt nicht auf.

Nun konnte ich einen ersten längeren Probelauf machen. Die Netzteilelkos hatte ich bereits getauscht, aber der Gleichrichter war noch original und wurde im Betrieb recht warm. Ich entnahm die Selenplättchen und befüllte ihn mit vier 1N4007. Von außen sieht man keinen Unterschied. Auf Entstörkondensatoren verzichtete ich. Zum Glück ist das Gerät auf AM störfest genug, um ohne auszukommen.

Gleichrichter während der Neubefüllung
Gleichrichter während der Neubefüllung
Fertig befüllter Gleichrichter an Ort und Stelle
Fertig befüllter Gleichrichter an Ort und Stelle

Nachdem nun an dieser Stelle statt 30 V nur noch 1,4 V verbraten wurden, war die Anodenspannung natürlich zu hoch. Ich montierte in ein bereits vorhandenes Loch im Chassis einen Stehbolzen mit einer Lötöse und schleifte einen 180 Ω-Widerstand ein, den ich später noch auf 200 Ω erhöhte, womit ich bei 230 V Netzspannung auf etwa 300 V Anodenspannung kam. Im Plan sind 290 V verzeichnet, was ich in Anbetracht des Innenwiderstandes meines Digitalmultimeters als tolerabel ansah. Loewe-Opta hatte schon immer einen Hang zu etwas mehr Saft...

Mir viel auf, daß der UKW-Empfang im Gegensatz zu den AM-Bändern äußerst schwach auf der Brust war. Bei einer Ratiospannung von knapp 2 V verwundert das auch nicht wirklich. SWR 1 auf 99,1 MHz bekomme ich hier mit einem gut abgeglichenen Oberklassen-Super am Gehäusedipol mit locker 40 - 50 V am Ratioelko herein, Donnersbergsender sei Dank.

Zunächst vermutete ich einen verkurbelten Abgleich (das Wachs in den Spulen war schon ausgekratzt), doch der Abgleich, wer immer ihn gemacht hatte, war gar nicht schlecht.

Da die Spannungen im ZF-Verstärker so weit stimmten, tauschte ich auf Verdacht die verdächtigen Röhren. Eine neue ECC85 brachte nur minimale Besserung (3,5 V). Als ich aber irgendeine gebrauchte ECH81 aus der Krabbelkiste einsteckte, bekam ich plötzlich ganz bequem 35 V und mehr am Ratioelko. Die alte Röhre war nicht tot, sie stand wohl vielmehr schon kurz vor der Reinkarnation...

Man muss es dem Hersteller allerdings hoch anrechnen, daß das Radio auch mit dieser tauben Nuss noch ein ziemlich sauberes Signal empfing. Die Empfindlichkeit ist wirklich bemerkenswert.

Ich bin immer wieder beeindruckt, wie tolerant die Schaltungen in der Röhrentechnik waren. Auch mit den ausgelutschtesten Röhren kann so ein Gerät noch locker 80% seiner Empfangsleistung erbringen. Jemandem mit weniger Erfahrung wäre es unter Umständen gar nicht aufgefallen.

Das war ein weiteres Indiz, daß das Gerät viele Betriebsstunden auf der Uhr hatte. Ich prüfte noch die anderen Röhren, aber sie waren noch im Toleranzbereich.

Das nächste klassische Problem bestand in der EM34. Auch sie war so absolut ausgebrannt, wie ich es bis dahin noch nicht erlebt hatte. Offenbar hatte das Radio viele Stunden auf der Uhr. Selbst bei komplett abgedunkeltem Raum war gerade so ein grünes Glimmen zu erahnen, obwohl alle Spannungen stimmten. Da in solchen extremen Fällen eine erhöhte Anodenspannung auch nicht viel bringt (wenn die Kathode keine Elektronen mehr abgibt, kann man sie auch nicht auf den Schirm ziehen), wollte ich zunächst noch etwas anderes probieren. Zu verlieren hatte ich ja nichts mehr.

Ein toter Leuchtschirm äußert sich meistens dadurch, daß die üblicherweise hellen Bereiche wie bei einer Bildröhre ausgebrannt sind, in den Randbereichen aber noch mehr zu sehen ist.

Wenn die Leuchterscheinung völlig ausbleibt, so liegt es häufig an der Kathode, die völlig verbraucht ist. Hier hilft in manchen Fällen ein "Aufwecken" der Beschichtung durch kurzzeitiges Überheizen, was ich auch hier probierte. Ich beaufschlagte die Röhre für zehn Minuten mit 12V Heizspannung und danach noch einmal für fünf Minuten mit 15V (mehr erschien wirklich nicht ratsam).

Was soll ich sagen - der Effekt war einschneidend! Nachdem ich die Röhre hatte abkühlen lassen und im Radio wieder einsteckte, hatte ich zwar immer noch keine leuchtend helle, aber auf jeden Fall eine gut erkennbare EM34... Das Leuchtbild war besser als bei so mancher gebrauchten Röhre, die man noch in Geräten arbeiten sieht. Ich schätzte die Lichtausbeute auf etwa 30% des Neuwertes.

 

Meine Theorie beruht darauf, daß bei den Röhren, bei denen die Kathode zuerst ermüdet, die Leuchtschicht einfach viel früher keine Elektronen mehr abbekommt, dadurch geschont wird und nach der Regenerierung daher viel heller leuchtet als bei Röhren, bei denen die Leuchtschicht die ganze Zeit von einer guten Kathode versorgt wurde. Jedenfalls zeigen tote Röhren, bei denen es an der Kathode liegt oftmals ein besseres Regenerierungsergebnis als solche, die auch vorher noch ein Restleuchten haben.

 

Da ich es hier noch wissen wollte, legte ich den Schirm auch noch direkt hinter den Gleichrichter an die Versorgungsspannung und erhielt ein Leuchtbild von rund 60%, für eine EM34 in dem Alter bemerkenswert gut. Die noch höhere Spannung vor dem Vorwiderstand brachte nicht mehr viel Verbesserung und so beschloß ich, die Röhre nicht damit zu quälen. Das Steuerverhalten wird bei diesem Kniff ohnehin schon schlechter, da muss man es nicht übertreiben.

Leuchtbild der Röhre im vorgefundenen Zustand: Der Raum ist fast vollständig abgedunkelt
Leuchtbild der Röhre im vorgefundenen Zustand: Der Raum ist fast vollständig abgedunkelt
Dieselbe Röhre nach der Wiederbelebung. Hier allerdings mit voller Raumbeleuchtung...
Dieselbe Röhre nach der Wiederbelebung. Hier allerdings mit voller Raumbeleuchtung...

Röhre am fertigen Gerät in der Schallwand montiert. Man erkennt hier auch schön die zwei unterschiedlich empfindlichen Winkel und welche Bereiche früher keine Elektronen abbekommen haben.
Röhre am fertigen Gerät in der Schallwand montiert. Man erkennt hier auch schön die zwei unterschiedlich empfindlichen Winkel und welche Bereiche früher keine Elektronen abbekommen haben.

Technisch war das Projekt damit soweit abgeschlossen. Jetzt ging es an die Kosmetik. Ich baute zunächst alle Knöpfe und die Bedienräder der Klangregler aus, was stellenweise ein wenig fummelig war.

Nachdem ich sie in Zahnersatzreiniger vom Dreck befreit hatte (Achtung! Hier nicht zu lange einweichen, die Beschriftung kann sich dann ablösen), ging es wieder an den Einbau. Die Knöpfe ließen sich bequem wieder aufstecken, bei den Klangreglern hatte ich etwas mehr Ärger. Die Konstruktion ist nicht gerade der Knaller, auch wenn ich das schon deutlich schlimmer erlebt hatte (-> TFK Rondo). Hinzu kam noch, dass sie offenbar schon mal von jemandem zerlegt wurden, da die Achsen mit Klebstoff eingesetzt waren und ich eine falsche Schraube vorfand.

 

Zuerst muss man die Potis leicht lockern, sodaß man sie kippen kann. Dann kann man das Plastikrad auf die Achse stecken (hierbei unbedingt auf die richtige Position der Endanschläge achten), aber noch nicht festschrauben, damit man noch mit einem 10er Schlüssel das Poti wieder festziehen kann (auch hier auf die Rastung achten). Jetzt kann das Rad mit einer Mutter vorsichtig auf der Achse verschraubt werden. Der Kunststoff ist in dem Alter extrem spröde, hier nur ganz sachte anziehen.

Nachdem die Anzeigewalze wieder in das kleine Gehäuse eingesetzt ist, kann dieses wieder auf dem Metallträger montiert werden. Auch hier besonders vorsichtig mit den Senkkopfschrauben sein! Die Stellung der Walze spielt hierbei noch keine Rolle. Nun muss das ganze Paket montiert und auf die richtige Flucht zu den Tasten kontrolliert werden. Das korrigiert man so lange, bis es passt. Leider muss dafür der gesamte Träger immer wieder abgenommen werden. Wenn das passiert ist, können die Räder an einen Anschlag gestellt und die Trommeln mit einem Schraubendreher leicht aus der Zahnung gegen die Feder auf der Achse gehoben werden. Nun lässt sich die Position der Trommel zum Rad einstellen, sodass die Endanschläge mit der Markierung auf der Trommel übereinstimmen.

Für beide Regler zusammen habe ich etwa eine Stunde gebraucht. Wichtig ist immer, sich vor Augen zu halten, daß man es mit 70 Jahre altem Platik zu tun hat.

Alle Einzelteile eines solchen Klangreglers
Alle Einzelteile eines solchen Klangreglers
Hier die Einbaulage
Hier die Einbaulage

Nachdem die Technik soweit überholt war, bestand der nächste Schritt in der Überarbeitung des Gehäuses. Zu meiner Freude war selbiges in einem wirklich guten Zustand. Es gab keine Wasserschäden, kaum Kratzer und der Lack war nur minimal rissig. Das einzige Manko bestand in einer nicht ganz unerheblichen Schmutzschicht, die sich über die Jahre der Lagerung angesammelt hatte, die sich aber zum Glück mit dem zaghaften Einsatz von Autolackpolitur beseitigen ließ und den Blick auf einen wunderschönen, noch hervorragend spiegelnden Lack freigab. Optisch gefällt mir dieses Gerät, wie viele LO-Radios aus dieser Epoche ausnehmend gut. Die runden Formen und üppigen Goldverzierungen schmeicheln einfach dem Auge.

Auf eine Politur der Messingapplikationen verzichtete ich in diesem Falle, da sie nicht übermäßig oxidiert waren und das Gerät ein wenig rustikalen Charme behalten sollte, da es unter Umständen später in einer Weinscheune stehen sollte. Hier zeigt sich auch die Möglichkeit der individuellen Handschrift eines Restaurators. Wären die Leisten stärker in Mitleidenschaft gezogen gewesen, so hätte ich sie poliert, allerdings wäre damit auch die Geschichte des Gerätes optisch weiter getilgt worden.

Obwohl das Gerät fünf Jahre lang in Einzelteilen gelagert worden war und in diesem Zustand auch meinen Umzug mitgemacht hatte, gelang es mir, alle Fragmente binnen kurzer Suche zusammenzutragen. Sowohl die originalen Schrauben für das Chassis, als auch die kleinen Plexiglasabdeckungen für die Klangregler und auch die Skalenscheibe, Rückwand und Bodenplatte fanden wieder ihren Platz auf der Werkbank.

Die Skalenscheibe reinigte ich vorsichtig mit Wasser und Glasreiniger, bevor ich sie wieder an Ort und Stelle einbaute, was sich als etwas fummelig erwies. Eine der Gummiunterlagen musste ich durch Filz ersetzen. Bei diesem Gerät werden die Skalenzeiger in Angelschnüren geführt, die mittels vierer Metallklammern an der Scheibe befestigt sind. Hier muss auf eine parallele Ausrichtung geachtet werden, damit die Skalenzeiger nicht am Glas kratzen. Dies erreicht man durch das Verschieben der Montagewinkel in ihren Langlöchern.

Das Chassis ließ sich dankbar montieren und die Sichtfenster der Klangregler polierte ich mit Zahnpasta auf um sie danach mit mittels eines Zahnstochers aufgetragenen Holzleims wieder zu fixieren. So kann man sie bei Bedarf auch irgendwann noch einmal ohne große Probleme entfernen.

Das einzige Problem bestand in den verzogenen Bedienrädern der Klangregler, die zunächst an den Zierblechen schleiften, was ich durch ein vorsichtiges Umbiegen der innenliegenden Blechteile um einen halben Millimeter beseitigen konnte.

Die etwas ausgefransten Bereiche des Schallwandstoffes konnte ich mit einem Schaschlikspieß wieder unter die Messingblenden fummeln.

Wie üblich ging ich zum abschließenden Dauer-Probelauf über. Zu meinem Erstaunen zeigten sich ein schwankender Empfang und Knackgeräusche, wie man es klassischerweise von Kontaktoproblemen gewohnt ist.

Da ich am Chassis bis auf den Einbau nichts verändert hatte (von der Lage einmal abgesehen - ich testete das Gerät auf der Seite liegend mit abgenommener Bodenplatte), fiel mein erster Verdacht auf die internen Lautsprecher, die ich bisher nicht getestet hatte. So lötete ich sie noch einmal ab und schloß wieder meinen Testlautsprecher an, wobei der Fehler erhalten blieb. Auf der einen Seite war das nicht gut, weil die Fehlersuche so etwas aufwändiger werden musste, auf der anderen Seite war ich froh, keinen Ersatz für die Lautsprecher auftreiben zu müssen, was sicher nicht ganz trivial geworden wäre.

So begann ich, auf Verdacht die Bauteile unter dem Chassis mit einem Holzstab abzuklopfen, um den Fehler eingrenzen zu können. Tatsächlich wurde ich im Bereich des TA-Schaltschiebers fündig.

Mit ein bisschen Kontaktpflege ließ sich das Problem beseitigen und das Gerät bestand den Dauertest anschließend problemlos.

Einen Lautsprecher mit abgeschnittener Membran hatte ich vorher auch noch nicht gesehen. Aber der Klang spricht eindeutig für das Design...
Einen Lautsprecher mit abgeschnittener Membran hatte ich vorher auch noch nicht gesehen. Aber der Klang spricht eindeutig für das Design...
Die Bodenplatte trägt auch hier freundlicherweise den Schaltplan. Heute unvorstellbar...
Die Bodenplatte trägt auch hier freundlicherweise den Schaltplan. Heute unvorstellbar...
Besonders stolz bin ich darauf, daß sogar der wiederverwendete originale Spannungswähler nach dem Trafotausch wieder genau im Sichtfenster der Rückwand erscheint. So muss es sein: Der Austausch ist von außen nicht ersichtlich!
Besonders stolz bin ich darauf, daß sogar der wiederverwendete originale Spannungswähler nach dem Trafotausch wieder genau im Sichtfenster der Rückwand erscheint. So muss es sein: Der Austausch ist von außen nicht ersichtlich!

Nun, was soll ich sagen... auch dies war wieder einmal ein Projekt, das sich sehr lange hinzog und das mit meinem Erfahrungs- und Kenntnisstand gewachsen ist.

Die Arbeiten waren vielfältig und der Tausch des Trafos in angemessener handwerklicher Qualität aufwendig, aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt. Inzwischen ist das Gerät wieder bei seinem Besitzer angekommen und wird hoffentlich noch lange seinen Dienst verrichten.

 

Wirklich beeindruckend ist der Klang, der besonders unter Zuschaltung der 3D-Funktion sehr raumfüllend und voluminös ist. Hier macht sich ganz eindeutig der Unterschied zu Geräten mit elektrostatischen Hochtönern bemerkbar. Auch die Empfindlichkeit und Trennschäfe sind beeindruckend. Selbst mit einem Stück Draht als Antenne war vor allem in den Abendstunden sogar ein reichhaltiger AM-Empfang möglich.

 

Daneben gefällt mir persönlich auch die Optik des Gerätes ausnehmend gut. Die breiten Messingleisten, das bauchige Gehäuse und die mit dunklen Zierstreifen verzierten Tasten geben einfach ein stimmiges Bild ab, das für mich das Ideal eines Röhrenradios dieser Epoche verkörpert. Genau so sieht das Bild aus, das man im Kopf hat, wenn man an das Wort "Röhrenradio" denkt. Dabei ist es im Gegensatz zu vielen Philettas nicht mit Lametta überfrachtet, wie ich finde.

Nicht umsonst habe ich eine besondere Schwäche für die Firma Loewe-Opta, die meiner Meinung nach einen bemerkenswerten Geschmack hinsichtlich der optischen Gestaltung ihrer frühen Geräte an den Tag legte.

Gerade die kleinen Details wie die noch einmal eigens beschrifteten Tasten schmeicheln dem Auge des Pedanten.

Die technische Verarbeitung mag minimal schlechter sein als bei Saba oder Telefunken, aber dennoch sind die Geräte hervorragend zu reparieren und ersparen einem das Gefummel an völlig überkonstruierten Gebilden wie Duplexkupplungen oder ähnlichem. Für mich ist LO die persönliche Lieblingsmarke, nicht zuletzt auch wegen des mit Familientradition belegten Meteor.

Tatsächlich gefiel mir das Luna so ausnehmend gut, daß ich mir das gleiche Modell auch selbst direkt noch einmal kaufte, als es zufällig pünktlich zum Abschluss meiner Arbeiten an dem Kundengerät im DRF angeboten wurde.

Ich möchte den Artikel mit ein paar Impressionen des fertigen Gerätes abschließen: