Modell: Auto-Tonbandgerät I (7.607.312)
Baujahr: 1966-68
Transistoren: BCY51, 4x BFY39, 3x AC117, AC122, AD162
Fertigstellung: 29.07.21
Gehäuse: Stahlblech
Kassettenformat: DC I
Damaliger Preis: 298,- DM
Link zu rm.org: Autotonbandgerät I
Dieses Gerät bekam ich 2021 von einem Bekannten zur Reparatur, der es schon seit geraumer Zeit zu Hause liegen hatte und sogar noch einige Kassetten dazu besaß.
Sehr beeindruckend ist zunächst einmal das Gewicht dieses Apparates, der knappe 3,5 kg auf die Waage bringt.
Ich selbst hatte zwar schon vom DC-International-Kassettenformat gehört und auch schon ein paar Geräte auf Bildern gesehen, aber dieses von Grundig entwickelte Konkurrenzprodukt der Kompaktkassette noch nie in freier Wildbahn erlebt, weshalb es mich freute, einmal so ein Gerät in Ruhe unter die Lupe nehmen zu können.
Tatsächlich sind die Unterschiede zur Kompaktkassette eher marginal: Die Breite des Bandes und die Laufgeschwindigkeit sind identisch, der Frequenzgang des DC-Systems ein wenig schlechter und die Kassetten eine ganze Ecke größer, mit ihrer Laufzeit von max. zwei Stunden liegen sie aber nur knapp über der einer Kompaktkassette.
So landete das Gerät dann also auf meiner Werkbank.
Das Laufwerk ist so robust, wie es simpel ist: Ein Motor, der erstaunlich ruhig läuft, ein Schwungrad, zwei Umlenkrollen und zwei Riemen. Das war´ s.
Hier ein paar weitere Impressionen:
Leider musste ich bei einer ersten Sichtprüfung feststellen, daß an dem Gerät schon gebastelt wurde. Irgendjemand hatte schon einmal zwei Elkos getauscht und dabei die fragilen Leiterbahnen kaputtgebraten. Außerdem fehlten die Kontaktschieber für die Bordspannungsumschaltung 6/12 V und den Polaritätswechsel und die Kabel (für die Stromversorgung war ein Koaxkabel angeflickt) waren direkt auf die Kontakte gelötet.
Darüber hinaus war der Kopf schon übel bis aufs Kupfer eingeschliffen, der Spalt nicht mehr vorhanden.
Weiterhin entdeckte ich ein paar kleine Elkos, die einen eher desolaten Eindruck machten. Da ich das Leben der empfinlichen Germaniumstransistoren nicht aufs Spiel setzen wollte, tauschte ich sie vor der ersten Inbetriebnahme. Die Bedienung ist übrigens absolut idiotensicher: Der I/O-Schalter lässt sich nur drücken, wenn eine Kassette eingelegt ist. Er schaltet das Gerät ein und startet gleichzeitig das Laufwerk. Hat man genug, schaltet man ab und wirft mit dem zweiten Knopf die Kassette aus. Dieser lässt sich auch nur betätigen, wenn das Laufwerk angehalten ist.
So verpasste ich dem Apparat also 12 V aus dem Labornetzteil und hörte zu meiner Freude den Motor direkt schnurren. Allerdings bewegte sich das Laufwerk nicht...
Der Fehler war schnell gefunden und bestand in einem abgesprungenen Riemen, der sich zum Glück leicht wieder einfädeln ließ.
Nun zog der Motor das Band mit nur 200mA, womit das Gerät inklusive Motorsteuerung und Verstärker im Betrieb gerade einmal auf 2,5 Watt kommt!
Einen Ton gab das gute Stück leider noch nicht von sich.
Ich hatte schon befürchtet, daß einer meiner Vorgänger die Transistoren gekillt haben könnte, doch es erwies sich, daß nur eine Leiterbahn im Verstärker gebrochen war.
Mit einem Tropfen Lötzinn war das Problem aus der Welt geschafft und ein Test an der Stereoanlage erzeugte einen eher speziellen Höreindruck, was allerdings an der auf der Kassette enthaltenen Musik lag...
Die Tonqualität war trotz des geschundenen Kopfes besser als ich gedacht hätte und der Gleichlauf für ein Gerät dieses Baujahres auch im Rahmen. Sogar der alte Riemen war noch geschmeidig und hatte gute Traktion.
Bemerkenswert ist vielleicht auch noch ein schaltungstechnischer Aspekt:
Ich fragte mich zunächst, wie man in Verbindung mit einem alten Autoradio auf Tonbandbetrieb umschaltete. Die Antwort gab die originale Bedienungsanleitung, die mir beim Auseinandernehmen in die Hände flatterte:
Normalerweise wird das ATG I mit einem Diodenstecker an das Radio angeschlossen, über den es zum einen die Betriebsspannung erhält und über den zum anderen das Demodulatorsignal aus dem Radio heraus und in das ATG geführt wird. Hier befindet sich nun ein Umschalter (der nebenbei bemerkt ziemlich korrodiert war), der beim Starten des Laufwerks das Demodulatorsignal unterbricht und stattdessen die Tonband-NF, die im ATG vorverstärkt wird, an die Endstufe des Radios liefert.
Bei Radiobetrieb nimmt das Demodulatorsignal also einen Umweg über das Tonbandgerät. Das erklärte auch die mit "NF-Out" und "Radio" beschrifteten Signalleitungen.
Übrigens ist der Vorverstärker sogar mit einem Trennübertrager ausgestattet, um die NF potentialfrei zu halten.
Ich hatte mich anfangs gefreut, einfach einen normalen Kassettenkopf einbauen zu können, nachdem ich mir das Datenblatt des DC-Systems angesehen hatte, doch musste ich feststellen, daß der originale noch über zwei Führungsstifte verfügte, die normale Köpfe nicht haben. Vielleicht bekomme ich eines Tages mal noch ein adäquates Ersatzteil in die Finger.
Hier noch ein paar Detailaufnahmen (hier noch mit den alten Elkos):