Bevor Volker meiner Obhut übergeben wurde hatte er eine schwere Kindheit.
Neben der harten täglichen Arbeit häuften sich mit der Zeit die Wehwehchen und als Firmenwagen interessierte sich keiner so recht für sein Wohlergehen.
So litt Volker viele Jahre unter einem defekten Lüftungsmotor, wodurch man die Lüftung nicht auf Stufe drei oder höher stellen durfte, war man nicht konkret am Durchbrennen der verantwortlichen Sicherung interessiert.
Kurz vor seinem Umzug musste auch noch seine Ölwanne vor einem nicht ausreichend zartfühlend überfahrenen Bordstein kapitulieren und an den regelmäßigen Austausch seiner Scheibenwischer dachte natürlich auch keiner. Alles Dinge, die mit der Zeit erledigt werden mussten, doch war zunächst dafür zu sorgen, daß Volkers Gnadenfrist um weitere zwei Jahre verlängert werden sollte, wozu er allerdings im August 2017 eine HU zu überstehen hatte. Nach einigen Eingriffen in seine Innereien wurde dies dann auch tatsächlich zur Realität.
Als er bei mir ankam erfolgte zunächst eine Grundreinigung mit dem Staubsauger, die durchaus nötig war wie die folgenden Bilder dokumentieren:
Nachdem man den Wagen zumindest wieder betreten konnte, ohne an einer akuten Staublunge zu sterben widmete ich mich ein paar der Bequemlichkeit zuträglichen Sachen, die es noch zu erledigen galt.
Da war zum Beispiel an Position eins der Fensterheber der Fahrertür, der zu meinem Bedauern schon elektrisch ausgeführt ist und zum Zeitpunkt von Volkers Übergabe leider vollständig defekt war.
Da die Scheibe nur von zwei Streifen Panzerband gehalten wurde war es nicht möglich, auch nur einen Parkschein zu ziehen ohne sich aus dem Wagen begeben zu müssen.
So setzte ich mich also am Heiligabend 2017 vor meine Tür und zerlegte sie in ihre Einzelteile.
Leider vergaß ich, Fotos zu machen, aber eins sei gesagt: Ein elektrischer Fensterheber ist die erbärmlichste Konstruktion, die mir seit langer Zeit untergekommen ist: Nichts als Plastik und das wenige Metall, das sich findet ist noch vernietet; Schrauben wären ja zu teuer!
Allein der Antrieb über drei Bowdenzüge und ein Plastikzahnrad kann einen wahnsinnig machen.
Nunja, nach etwa drei Stunden, einigen aufgebohrten Nieten und ein paar Nerven weniger hatte ich alles wieder zusammengesetzt und erfreue mich seither eines funktionierenden Fensterhebers - man schwelgt ja im Luxus!
Im neuen Jahr konnte ich mich dann auch endlich der Inneneinrichtung widmen: Die Sitze hatten durch den Staubsauger schon wieder ein einigermaßen annehmbares Äußeres und die Plastikteile erfuhren, insofern sie sich nicht gut ausbauen ließen eine Radikalkur mit warmen Seifenwasser, Chlorreiniger und einer alten Zahnbürste, mit der ich in mühseliger Kleinarbeit jeden cm² für cm² in einer mehrtägigen Aktion abschrubbte.
An dieser Stelle zeigten mir dann auch meine Hände, dass dies nicht die optimale Jahreszeit für eine Fahrzeugreinigung ist; die Haut hatte etwa die Zärtlichkeit von Schmirgelpapier in Pergamentstärke...
Alles, was sich nicht wehrte, wurde ausgebaut und wanderte unter den Wasserhahn, wo es dann die selbe Prozedur durchlief, allerdings im Warmen:
Vorher...
... und nachher
Die Türverkleidungen und andere Kleinigkeiten baute ich Stück für Stück aus um sie in Ruhe zu putzen und dann wieder zu montieren. Bis zum Sommer erreichte ich so einen Innenraum, dem man zwar die Zeichen noch ansah, aber vor dem man sich nicht mehr zu ekeln brauchte.